Zivildienst in Ecuador
  Mexiko Berichte - Studium
 

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25. August

Am Montag Abend sind wir gut in Guadalajara angekommen. Es hat alles super geklappt und dann sind wir mit dem Taxi zu unserem neuen Zuhause gefahren. Unser Haus ist einen Block von der großen Straße Calzada de Independencia entfernt, wo der Macrobús mit eigener Busspur fährt. Das Viertel ist hübsch und sicher.

Am Montag ging es dann los mit der Uni. Statt wie gedacht 15-20 Minuten muss ich nun eine halbe Stunde dorthin laufen. Naja, der Campus der Fakultät (24.000 Studenten) ist ganz hübsch. Ich dachte ja, dass wir dort in riesigen Gruppen und Räumen sitzen würden, aber das ist gar nicht so. In den drei Kursen, die ich bisher belegt habe, waren wir zwischen 10 und 25 Studenten, darunter sind auch immer ausländische Studenten, vor allem Deutsche. Total krass, wie viele es hier davon gibt... Die Kurse gehen alle 3 volle Stunden lang, bei manchen Profs wird es aber nie solange sein.

Montags werde ich den Kurs „Globalización e Integración“ besuchen. Der Prof ist total cool, ein super Redner und der Stoff scheint echt interessant zu sein. Aber er hat auch einen Schaden. Wir müssen da glaub echt sehr viel arbeiten, lesen und am Ende 20 Seiten (!!) Seminararbeit auf Spanisch schreiben. Ein anderer Kurs, den ich besuchen werde ist „Redes Públicas Internacionales“ und dreht sich um jede Art von Netzwerken und Organisationen, von den VN über Parteien und Umweltverbänden bis hin zu facebook. Der Prof ist sehr lustig und redet voll interessant über die Sachen und macht gute Witze. In dem Kurs müssen wir uns selbst immer zu Netzwerken von min. 5 Personen zusammen finden, ein Thema finden und darüber diskutieren und dann einen Bericht schreiben. Auch mal cool, vor allem wenn es dafür keine Klausur gibt!

Im Haus wohne ich mit der Vermieterin Lupita, mit Hannah aus Eichstätt, Luisa aus Nordmexiko (Ernährungswissenschaften) und Eduardo aus Yucatán (Medizin/Chirurgie). Lupita ist mega die Mutti. Erklärt alles 10x und ganz langsam, ist so freundlich, dass es schnell nervt. Aber ach passt schon. Gestern hatte Luisa Geburtstag und es gab lecker Essen von Lupita. Salat (mit 100 versch. Salaten und Gemüse), dann einen Atzteken-Kuchen (Karotte, Kartoffel, Chili, Käse, Mais). Auch eingeladen war Thomas, ein Kollege aus Eichstätt der nur 2 Blocks weg wohnt. Jeder musste dann seinem linken Nebensitzer Essen servieren und blabla alles korrekt und dann hieß es einfach: Friede, Freude, Kartoffelkuchen mit Lupita.

In den wenigen Tagen hab ich schon verdammt viel gesehen. Ich bin mit Hannah und Luisa nach Tlaquepaque gefahren, ein sehr schöner Ort. Wir waren ewig unterwegs wegen Handy-Aktivierung (was für ein Geschiss!), im Zentrum Guadalajaras, am Aussichtspunkt und noch viel mehr. Am Wochenende waren wir abends immer unterwegs, aber ne richtig gute Party haben wir irgendwie nie gefunden. Das muss noch besser werden!

Hier in Guadalajara merkt man schon, dass das Land viel reicher ist als etwa Ecuador. Das typische lateinamerikanische Treiben (überall Musik, Straßenverkäufer und Leute, die irgendwie Geld verdienen müssen) gibt es hier nicht wirklich. Aber Guadalajara ist auch eine große reiche Stadt, in anderen Teilen Mexikos ist es sicher (und hoffentlich) anders.



16. September
 

Es wurde Zeit, dass ich endlich mal wieder was schreibe. Vorletztes Wochenende war ich mit Freunden und Mitbewohnern in Guanajuato, einem sehr schönen touristischen Ort etwa 4 Stunden von Guadalajara. Wir sind mit edlen teuren Bussen dort hin gefahren und haben in Guanajuato dann den bekannten Mercado Hidalgo (Miguel Hidalgo ist der Simón Bolívar Mexikos, also der große Freiheitskämpfer), haben uns die tolle Stadt angeschaut, sind zum Ausblickspunkt hoch und sind abends noch schön etwas trinken gegangen. Am nächsten Tag haben wir eine geführte Tour mit dem Auto gemacht, der uns zum Inquisitions-Museum (Straf- und Foltermethoden), dem Mumien-Museum mit 250-Jahre alten Mumien (teilweise mit Haarwuchs), zur Mina de la Valenciana, der damals größten Silbermine der Welt, in die wir auch hinunter durften, zu einer schönen Kathedrale und zu vielen Verkaufsläden. Außerdem sind wir durch die Tunnels von Guanajuato gefahren – total cool. Einige Tunnelröhren waren früher ein Fluss, aber da er so stinkte, haben sie ihn umgeleitet und den alten Flusslauf zu einem Tunnel gemacht. Zudem gibt es noch viele neuere Tunnel (die aber nicht so neu aussehen...) sodass der Großteil des städtischen Verkehrs unterhalb der Stadt verläuft. In den Tunnels stehen überall die Autos am Straßenrand und es gibt viele Aufgänge hoch zum Tageslicht. Die meisten innerstädtischen Parkplätze befinden sich in den Tunnels und in den Tunnels herrscht also ein lebendigen Wuseln.

In der Uni besuche ich vier Kurse à je 3 Stunden. Montags und dienstags hab ich von 11 bis 14 Uhr „Globalización e Integración“ und „Redes Públicas Internacionales“ (öffentliche internationale Netzwerke), mittwochs und donnerstags von 8 bis 11 Uhr Lateinamerikanische Außenpolitik und Geopolitik. Vor allem im letzteren Kurs gibt es extrem viel zu lesen und Zusammenfassungen zu schreiben, mittwochs haben wir jede Woche Zwischenprüfungen. Die Mexikaner haben echt einen größeren Workload, aber nur durch seitenweises Lesen lernt man halt auch nix. Ich selbst nehme aus den Kursen und den Texten sehr wenig mit und da viel zu wenig nachgedacht und reflektiert wird, sind die meisten Kommentare der Studenten auch nur von den Autoren nachgesagt und ohne Reflektion oder eigene Meinung. In den Zwischenprüfungen wird auch nicht nach dem Textverständnis gefragt, sondern es müssen (zumindest bisher) einfach nur Definitionen auswendig gelernt werden.

Im Oktober sind die Panamerikanischen Spiele (Amerikanische Olympia) in Guadalajara, da werden wir dann wohl ein paar Tage keine Uni haben. Mal schaun, was sich da machen lässt.

Dieses Wochenende war ich mit einer großen Gruppe in Puerto Vallarta am Strand. Die Organisation war ein riesiges Chaos, letztlich sind Luisa, Hannah und Chris (meine Mitbewohner), Thomas und ich dann mit einem Mietwagen dort hingefahren. Der Mietwagen kommt nur minimal teurer als der Bus (der hier wirklich extrem teuer ist) und so waren wir dann etwas flexibler. Der erste Abend in Vallarta war der Hammer. Wir haben im Hostel mit dem Besitzer vorgeglüht, waren dann in einem anderen Hostel von ihm mitten im Zentrum auf dem Panorama-Dach noch ein Bierle zischen, haben noch günstige 1-Liter-Cocktails in ner Bar getrunken, bevor wir in eine Disco zum tanzen gegangen sind. Dort war die Stimmung hammer geil, viel getanzt und auch den Käfig klar gemacht... Der Hostelbesitzer hatte uns immer mit dem Hostel-Bus gefahren, war mittlerweile auch „bien pedo“ (super besoffen), ist mit uns dann aber nachts um 3 noch zum Strand gefahren, wo wir uns schön abkühlen und chillen konnten. Am nächsten Tag sind wir zur wunderschönen Playa Gemelas gefahren. WOW! Türkises Wasser, heller Sand und eine tolle Bucht. Der schönste Strand, an dem ich je war, einfach genial. Das Wasser ist ziemlich warm, also leider nicht wirklich erfrischend, aber naja. Abends sind wir dann noch schön essen gegangen und haben noch an der Promenade ein Bierle gezischt. Am Sonntag haben wir dann ne Bootstour gemacht mit Schnorcheln, Freigetränken, schönem Strand und danach gings ja leider schon wieder heim nach Guadalajara.

Am Donnerstag, 16. September war Unabhängigkeitstag in Mexiko, also ging am Mittwoch ne coole Party. Erst vorglühen bei einer Freundin und dann wollten wir eigentlich um 11 zum „grito“ (Ausruf) nach Zapopan (45 Min im Bus), aber irgendwie war die Party im Haus so gut, dass sich keiner groß bewegt hat. So haben wir Kultur verpasst, war echt dumm. Aber trotzdem war die Party richtig cool, danach sind wir noch ein bisschen tanzen gegangen. Am Donnerstag bin ich dann nochmal ins Zentrum losgezogen, hab mir etwas das Geschehen angeschaut und was gegessen.

Am Samstag bin ich mit Hannah und Chris zum Bosque de la Primavera gefahren, wo wir schön wandern wollten. Total cool, am Parkeingang haben wir etwas mit dem Ranger geplaudert, der uns dann mit seinem Pickup mitgenommen hat. Zurück sind wir dann 1 ½ Stunden gelaufen, haben uns kurz mit Reitern unterhalten, die wir dann später auch wieder sehen sollten. Die nahmen uns dann mit ihrem Pickup ein Stück mit – so dachten wir zumindest. Aber von wegen nur ein Stück, wir waren dann auf einer 8-spurigen Autobahn hinten auf dem Wagen gesessen und dann haben die uns tatsächlich auf ihre Ranch eingeladen, wo wir dann auch noch zu Essen und Trinken bekommen haben. War ein total cooler Tag, auch wenn wir abends eigentlich noch ins Fußball-Stadion wollten, das aber aus Zeitmangel dann ausfallen musste.

Insgesamt ist das Leben hier in Mexiko irgendwie sehr anstrengend. Ich bin oft sehr müde, schlafe sehr viel und mach auch mittags meistens ne kleine siesta... und die Tage vergehen extrem schnell, man erlebt ständig irgendwas, aber am Ende des Tages frag ich mich oft: „Was hast du eigentlich heute gemacht??“

 


27. September
 

So, die Woche an der Uni verging wieder ewig schnell. Vormittags an der Uni, dann entweder kochen oder essen gehen, was immer ewig dauert, siesta, Hausaufgaben, einkaufen und quatschen. Und schon ist der Tag meistens wieder rum.

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag bin ich mit Chris nach DF (Mexiko-Stadt) gefahren. Wir hatten zwei Tage vorher im OXXO (kleiner Supermarkt) die Tickets für die Busfahrt gekauft. Zuerst hatten wir allerdings das falsche Rückfahrt-Datum angegeben und so musste uns die Dame dort das Ticket wieder stornieren. Allerdings hat sie nicht das falsche Rückfahrt-Ticket storniert, sondern das richtige Hinfahrt-Ticket. Und dann haben wir eben nochmal das richtige Rückfahrt-Ticket gekauft. Dass das schief ging, haben wir allerdings auch erst am Busterminal nachts um 1 Uhr erfahren, als sie uns nicht mitfahren lassen wollten. Der Bus war zwar halb leer (vielleicht sind die Busse hier in Mexiko auch deshalb so arschteuer), wir mussten dann aber trotzdem jeder nochmal den halben Preis für ein neues Ticket (und den nächsten Bus 30 Minuten später) kaufen. Leider konnten wir das zweite (falsche) Rückfahrt-Ticket nicht stornieren, wahrscheinlich haben die das von der Busgesellschaft aber auch nur erzählt, um sich die umgerechnet 32 Euro selbst in die Tasche zu stecken. Wer weiß, aber würde schon passen.

Am Freitag sind wir dann jedenfalls gegen 8.30 Uhr in DF angekommen. Ich war total fertig (wenig Schlaf und dazu noch Grippe), es hat geregnet und es war kalt. Hat ja schonmal scheiße angefangen die Tour nach DF.... dann sind wir in die Stadt gefahren, um uns Tickets fürs Fußballstadion zu kaufen, denn am Samstag spielten Cruz Azul gegen die Chivas (Team aus Guadalajara, beide sehr gute Teams in der Primera División), aber nirgendwo konnten wir welche bekommen. Es ging also scheiße weiter. Danach sind wir ins Hostel (ein Block vom Zócalo, dem Hauptplatz der Stadt) entfernt und ich hab erstmal noch ne Stunde geschlafen und dann geduscht. Zwischenzeitlich hatte auch der Regen aufgehört und der Tag fing so langsam an, Spaß zu machen.

Wir sind dann gleich mit der Metro zum Parque Chapultepec (Heuschreckenhügel-Park) gefahren, wo wir noch von einem Mann angesprochen wurden, der unsere Sprache erkannt hat (hier erkennen so viele Leute das Deutsch und sprechen einen darauf an!) und noch gleich meinte, dass wir echt vorsichtig sein müssen. Denn er selbst wurde in der Nacht von einem „Taxi Pirata“ ausgeraubt: Geld und Laptop weg und Schmerzen. Angekommen am Park sind wir erstmal etwas durch den Park geschlendert, haben uns das Schloss angeschaut (geplant für und von den Habsburgern) und sind dann ins Anthropologische Museum gegangen. Ein sehr interessantes Museum mit vielen Fundstücken und den wichtigsten Informationen über die Geschichte Mexikos. Besonders interessant waren natürlich die Azteken. Abends sind wir noch schön essen gegangen in einem edleren Restaurant und dann waren wir so platt, dass wir um 22.30 Uhr ins Bett sind.

Am Samstag sind wir zur Ciudad Universitaria (Uni-Stadt) gefahren. Die Universidad Nacional Autónoma de México hat 500.000 Studenten und wir haben uns die 10-stöckige Bibliothek und deren Panorama-Blick angeschaut, sind durch den Campus geschlendet und haben dann im Estadio Olímpico – hier wurden die Olympischen Spiele 1986 eröffnet – noch kurz ein American Football Spiel angeschaut. Das Spiel ist so sau dumm und langweilig! Danach sind wir raus nach Xochimilco gefahren, wo wir eine einstündige Tour mit einem Boot gemacht haben. Etwa wie in Venedig stochert man durch einen schönen Kanal mit vielen Blumen, Pflanzen und schönen Häusern, bekommt ständig Getränke, Essen und Blumen angeboten und es spielen Mariachis (Musiker aus der Region) schöne Lieder. Da wir vormittags viel Zeit liegen lassen haben, sind wir direkt nach der Bootsfahrt zum Bus geeilt, um noch rechtzeitig zum Fußballspiel Cruz Azul gegen Chivas zu kommen. Unsere Chivas-Trikots hatten wir schon an und haben gehofft, dass wir noch Tickets direkt am Stadion bekommen. Da wir keine Ahnung hatten, wie wir zum Stadion kommen und zwei hübsche Mädels mit Cruz Azul-Trikots in unserem Bus saßen, sind wir also zu den „Gegnerinnen“, die uns dann mitgenommen haben. Nach dem Bus das letzte Stück mit dem Taxi, wir kamen dennoch 30 Minuten zu spät. Am Stadion angekommen schreit der Taxifahrer aus dem Fenster: „boletos!!“ (Tickets) und schon kamen Ticket-Verkäufer angerannt. 200 pesos (12 Euro) je Karte, obwohl auf meinem Ticket der Preis 210 pesos drauf stand. Obwohl laut Medien längst alle Karten verkauft waren, haben wir doch noch günstig welche bekommen. Genial. Das Spiel war relativ langweilig (1:1), aber die Stimmung war cool. Das Stadion liegt mitten in der Stadt. Nach dem Spiel bin ich mit Chris (der dann besoffen war) in irgend eine Richtung gelaufen. Irgendwann kommen wir in einen Menschenstrom, der wohl auch zur Metro läuft. Mir fällt noch auf, dass alle Cruz Azul Fans sind und keiner von den Chivas. Chris hat sich nach dem Spiel ein Cruz Azul Trikot gekauft, da die viel besser gespielt haben. Also ich als einziger Depp von den Chivas werd natürlich gleich dumm angemacht und rumgeschubst. Oh man ich hatte Schiss, zum Glück haben uns andere dann geholfen und es war dann kein Problem. Beim Metroeingang haben wir uns dann erstmal zu den Polizisten gesetzt. In der Metrostation waren dann auch noch andere Chivas-Fans, die sich dann aber alle etwas blaues (Farbe der Cruz Azul) gekauft/übergezogen haben. Die hatten alle Schiss, Probleme mit den Hardcore-Fans zu bekommen. Ich hab mich die ganze Zeit schlecht gefühlt, mein Trikot ausgezogen und den Pulli angezogen (ich hab geschwitzt wie sau, kann ja aber nicht oben ohne oder mit dem Trikot rumlaufen). Abends sind wir noch ein Bierle trinken und Tacos essen gegangen.

Am Sonntag ist Chris nach Teotihuacán (Pyramiden in der Nähe) gefahren, aber da ich das noch mit meinen Kumpels im Dezember/Januar machen möchte, bin ich auf einen riesigen Markt gegangen, habe mir noch ein paar Ruinen im Zentrum angeschaut und bin nach Coyoacán gefahren, ein traditioneller Stadtteil mitten in DF, habe dort ein paar kleine Museen angeschaut und mir im großen Handwerks-Basar ein paar Sachen gekauft und Säfte am zentralen Platz geschlürft. Das Wetter am Sonntag war der hammer, viel viel Sonne. Abends bin ich dann mit Chris noch auf ein Hochhaus „Torre Latina“ gegangen, um einen schönen Panorama-Blick bei Sonnenuntergang und nachts auf die Stadt zu haben. Danach sind wir in 5-Sterne Grand-Hotel gegangen (ein gigantisches Bauwerk) und haben auf deren Dachterasse (direkt am Zócalo im 6. Stock) noch ein, gar nicht so teures, Bierle gezischt. Und dann mussten wir auch schon wieder los Richtung Busterminal. Montag um 8.00 Uhr waren wir wieder daheim.

Leider ging ab Samstag die Batterie meiner Kamera leer (Chris wurde die Kamera schon vorher in Guadalajara gestohlen), sodass wir keine Fotos mehr machen konnten. Überall haben wir Leute mit Kamera gefragt, ob sie Fotos machen und uns per Mail schicken können. Aber leider kam bisher von etwa 10 Leuten nur eine einzige Mail an. Hoffen wir, dass noch mehr kommt!

 


9. Oktober
 

So, die letzten zwei Wochenenden bin ich tatsächlich mal in Guadalajara geblieben. Aber naja, letztlich war ich dann doch immer unterwegs... Letztes Wochenende war ich mit der deutsch-holländischen Delegation im Parque Colomos. Gibt einige flauschige Plätzchen dort, aber letztlich halt auch nicht mehr als ein schöner Park im Ruhigen. Am Sonntag bin ich dann mit Mädels nach Guachimontones gefahren, alte Pyramiden der Azteken in der Nähe von Guadalajara. Hier hat die holländische Delegation eindeutig gefailed. Denn wir sind, nach holländischer Auskunft, zum falschen Busterminal gefahren (den, den wir suchten, gab es gar nicht), waren dann ewig mit dem Bus unterwegs über die kleinen Dörfer nordwestlich von Guadalajara, bis wir dann auf die große Straße Richtung Tequila (ja, die Stadt heißt so und hier wird Tequila en masse hergestellt und die Straßen sind mit Agaven gesäumt) gekommen sind. Von dort ging es dann endlich direkt und schnell zu den Guachimontones. Von der Busstation zu den Pyramiden mussten wir auch ewig laufen, aber wir hatten uns ja davor in einem sehr schönen Restaurant gestärkt und konnten so den heißen sonnigen Weg hoch zu den Pyramiden wagen. Besonders toll sind die Pyramiden nicht, Infos gibt es dort gar keine, aber egal. Hat trotzdem super viel Spaß gemacht und auf der Rückfahrt (jetzt direkt mit dem schnellen Bus) haben wir dann alle schön gepennt.

In der Uni hat uns seit einigen Wochen endlich der Alltag und es ist nicht mehr so anstrengend. Die Texte lesen sich schneller, die Profs werden immer fauler und man selbst weiß nun auch, was und wo man alles tun muss und was man auch mal weglassen kann.

Seit Donnerstag haben wir einen neuen Mitbewohner, schon wieder ein Deutscher. Moritz studiert Medizin und ist halb deutsch, halb ecuatorianisch. Coole Sache. Abends war ich dann mit einigen Freunden Party machen. Am Samstag bin ich in den Zoo gegangen und hab mir die schönen Tierchen angeschaut, abends wieder mit Moritz und einigen Freunden noch was trinken gegangen. Sonntag war ich mit Moritz bei der Huentitan-Schlucht. Letztlich mitten in der Stadt hört die Stadt auf und es geht steil ein Tal runter, in dem ein Fluss läuft und wo dann alles sehr bergig ist. Imposant. Die Schlucht sind wir dann etwa 2 Stunden bis zum Fluss runtergelaufen, leider durften wir wegen irgendwelchen Bauarbeiten nicht zum Fluss (wir wollten ihn eigentlich queren und auf der anderen Seite noch etwas weiter) und sind dann eben nach einem kleinen Picknick mit Obst und Keksen wieder 2 Stunden raufgeackert.

Jetzt sitze ich hier im Internet, komme nicht aus dem verflixten facebook raus und kümmere mich ein wenig um UNITESO, ein Model United Nations, an dem ich nächstes Wochenende teilnehmen werde. Studenten sind Repräsentanten vieler Staaten und der wichtigsten Organisationen und verhandeln über Gewalt an Kindern... wie das genau funktioniert und was dabei rauskommt, das kann ich euch ja dann nächste Woche erzählen.

 

 

25. Oktober

Dann war also das UNITESO – Planspiel der Vereinten Nationen. Mittwoch Abend sollten wir alle, ganz wichtig, zur Registrierung und zur Eröffnung zum Haus des UNITESO-Präsidenten (ein 21-jähriger Typ) kommen. Aber außer 2 Minuten Eröffnungsrede gab es nichts. Außer perfekte Margaritas und Cocktails, edle (aber scheußliche Sushi-Stückchen), einen richtig edlen Garten mit tollen Sitzgarnituren und Tischen, jede Menge schicken Bedienungen und chilliger Musik. Nunja, die Registrierung dann also am Donnerstag Morgen erledigt bevor es losging. Das Planspiel (etwa 150 Teilnehmer, leider etwas wenig) wurde aufgeteilt in 4 VN-Organe: Sicherheitsrat, das Internationale VN-Gericht, die OEA (Organisation der amerikanischen Staaten) und UNHCR. Ich war im UNHCR (Hoher Flüchtlingskommissar der VN) und habe die Demokratische Republik Kongo vertreten. Im UNHCR waren 11 Staaten vertreten, die meisten durch zwei Delegierte; ich jedoch war allein. Und das war kacke, denn 1. hatte ich keine Ahnung wie das genau abläuft, 2. habe ich mit dem formellen Spanisch noch meine Probleme, 3. es vom Kongo (nicht zum Kongo, dazu gibt es grad genug) kaum Informationen. Die Themen waren 1. Militarisierung und Kindersoldaten und 2. sexuelle Gewalt an Kindern in Flüchtlingslagern. Zu diesen Themen findet man absolut keine Stellungnahmen des Kongo und dann ist es natürlich schwer, den Kongo zu vertreten, wenn man ja gar nicht weiß, welche Meinung der Kongo denn vertritt. Aber nunja, ich habe mich v.a. auf die nationale Sicherheit als ersten wichtigen Schritt festgelegt. Die erste Resolution, die wir dann nach 1 ½ Tagen nach langen Verhandlungen verabschieden konnten, konnte ich aber nicht unterschreiben. Denn dort war die Gewährleistung der Rechte der Flüchtlinge „vorgeschrieben“ - und die Rechte gibt es im Kongo ja leider nicht. Trotz 3 Gegenstimmen ging die Resolution trotzdem durch. Bei unserer zweiten Resolution zur sexuellen Gewalt konnten wir einen Konsens finden und alle unterschreiben.

Gleich am Anfang werden die Delegationen alphabetisch aufgerufen, ich als „Congo, República Democrática“ stand da natürlich ziemlich am Anfang. Anstatt zu sagen „La República Democrática del Congo se presenta presente y votando“ habe ich das „votando“ weggelassen, weil ichs nich gecheckt hab. Naja, Ausländer-Bonus, war dann kein Problem (eigentlich wäre ich die erste Sitzung nicht stimmberechtigt gewesen). Beim Thema der Kindersoldaten kamen wir auch auf illegalen Waffenschmuggel zu sprechen, wo mich die Russen zur Lage im Kongo gefragt haben und mich angegriffen haben. War ganz lustig weil ich erst nicht wusste, was ich sagen soll. Am Ende habe ich dann die Russen beschuldigt, illegal Waffen an die bewaffneten Gruppen (meine Gegner) im Kongo zu schicken. Und damit habe ich ja wahrscheinlich auch recht gehabt...

Am letzten Tag halte ich meine Rede, die bis zu 2:30 Minuten lang sein darf. Ich hab aber weniger geredet und dann fragt die Präsidentin immer, was man mit der übrigen Zeit machen will. Anstatt sie der Präsidentin zu übergeben (langweilig , kann man auch Kommentare und Fragen der anderen Delegationen zulassen. Die darauf folgende Frage Brasiliens habe ich nicht so ganz verstanden und des war auch ne fiese aggressive Frage. Ob ich darauf antworten wolle? Ich überlege „scheiße, was sag ich!?“ - und sage dann „ähmmmmm NO“. Und alle lachen... Naja, wie gesagt Ausländer-Bonus, den ich auch an der Abschlussfeier noch hatte, als der „delegado más guapo“ gewählt wurde.

Dieses Wochenende war ich nochmal an der Huentitan-Schlucht und bin dort runter und hoch gejoggt. Meine Fresse war das anstrengend, aber ich habs geschafft, durchzujoggen. Danach hat mir mein Rücken weh getan, weil es einfach extrem steil hochgeht und man deshalb gebückt gehen muss und meine Beine spüre ich bis heute. Am Samstag war Party bei Pia angesagt, war eher was ruhiges und zum schwätzen, aber war sehr cool.

Vorgestern war ich mit Moritz, Thomas und Sebastian im Stadion. Bei den Panamerikanischen Spielen gab es für umgerechnet 2 Euro 2 Spiele zu sehen. Das erste war Ecuador gegen Trinidad und Tobago und das andere war Cuba gegen Argentinien. Die Spiele waren sehr schwach, das Stadion nur zu einem Drittel voll. Naja, etwas langweilig halt. Ecuador und Argentinien haben jeweils 1 : 0 gewonnen. Das lustigste war, wie einfach keiner die Argentinier leiden kann (anscheinend sind die voll eingebildet) und dann immer extrem für Cuba und gegen Argentinien geschrien wurde.

Wenn man durch die Stadt läuft sieht man immer wieder Wettbewerbe wie Frauen-Marathon, Radrennen etc. und morgen geh ich nochmal ins Stadion zum Volleyball gucken.

Ansonsten heißt es natürlich immernoch viel Lesen für die Uni, aber wenigstens werden die Texte jetzt etwas praktischer und spannender, sodass es nicht nur ätzend ist. Und sonst überleg ich mir grad, wohin die Reise mit meinen Kumpels im Dezember/Januar geht. Bis jetzt siehts so aus: Puebla & Umgebung, El Tajin, Strand Atlantik, Mexiko Stadt, Oaxaca, Monte Alban, Puerto Escondido (Strand Pazifik), Palenque.



27. Oktober
 

Die letzten zwei Wochen hatten wir wieder eine neue Mitbewohnerin, Maria José aus Mérida. Aber eigentlich haben wir sie nur die zweite Woche zu Gesicht bekommen, denn die erste Woche war sie Sklavin im Krankenhaus. Total krass, sie bewirbt sich hier auf eine Stelle als Assistenzärztin und hat neun Mitstreiter, es gibt nur drei freie Plätze. Die drei Plätze sind schon so gut wie besetzt durch drei der Mitstreiter, die wohl über Connections reinkommen werden. Die ersten drei Tage kam Maria José überhaupt nicht nach Hause, da sie die ganze Zeit im Krankenhaus war. Dort werden die Bewerber rumgescheucht, beleidigt und erniedrigt, dürfen praktisch nicht schlafen und dürfen den Aufzug nicht verwenden. Total krass, was allein schon Maria José durchgemacht hat. Ich weiß nicht, ob ich hier in Mexiko (oder zumindest in Guadalajara) Arzt werden wollte. Einige der Mitstreiter haben wohl geheult, am härtesten getroffen hat es allerdings die drei, die über Connections reingekommen sind. Denn die werden natürlich noch mehr gedisst und ausgenutzt als die anderen. Einer, den ich kurz kennen gelernt habe, hat eine gesamte Woche im Krankenhaus bleiben müssen und immer auch Nachtdienst gehabt. Am Ende mussten die zehn Bewerber dann für 29 höherrangige Ärzte dann den Nachmittag/Abend in einer Bar spendieren. Und das war natürlich nicht gerade günstig. Auch wenn ich schon vorher gehört habe, dass die angehenden Ärzte einfach nur ausgenutzt werden (ich wohne hier ja gleich am Centro Médico bei den zivilen Krankenhäusern), ist das doch extrem erschreckend.

Jetzt während der Panamerikanischen Spiele in Guadalajara ist die, sowieso schon sehr hohe, Polizeipräsenz krass. Im Zentrum sieht man Hundertschaften der Policia Federal (mexikoweite harte Polizeigruppe) und es fliegen viele Hubschrauber rum. International muss Mexiko sich hier natürlich präsentieren, wo doch in den ausländischen Medien so viel über den Drogenkrieg berichtet wird. Und der Drogenkrieg ist ja auch wirklich präsent. Es ist nun nicht mehr allein der Norden des Landes, wo es zu bewaffneten Kriegen kommt und es sind gerade viele Städte im Chaos und im Umkippen. Es ist natürlich auch sau schwer für den Staat (mit seinen korrupten Polizisten und Soldaten), gegen perfekt organisierte und skrupellose Kartelle mit riesigen finanziellen Mitteln anzukommen. Denn die Kartelle besorgen sich ja ihr Geld schon lange nicht mehr nur durch den Drogenhandel (die haben auch einige Transport-U-Boote, mit denen sie Drogen im Wert von bis zu 40 Millionen Euro transportieren), sondern bauen schon eigene Panzer und mischen in vielen kleinen Geschäften mit. Die gebrannten CDs (die an jeder Ecke verkauft werden) sind anscheinend voll in der Hand von den Kartellen und ich will gar nicht wissen, was die sonst noch am Laufen haben und wo sie Schutzgelder kassieren. In Acapulco (früher ein beliebtes Touristenziel) verlangen sie 50% der Lehrergehälter als Schutzgeld, deshalb gibt es dort seit einem halben Jahr keinen Unterricht mehr. Ob und wann die Drohungen (auch gegen die Zivilgesellschaft) umgesetzt werden und nicht nur verfeindete Kartellmitglieder sichtbar an Brücken aufgehängt werden, weiß man nicht. In Guadalajara ist die Situation aber relativ ruhig. Das liegt daran, dass hier das mächtige Sinaloa-Kartell unangefochten herrscht und es so zu keinen Kämpfen zwischen den Kartellen kommt. Inoffiziell wird behauptet, dass der Staat das Sinaloa-Kartell unterstützt, da es ein relativ mildes Kartell ist und das langfristige Ziel ist, nur ein – oder möglichst wenige – Kartell im Staat zu etablieren, sodass Mexiko wieder zur Ruhe kommen kann und die bewaffneten Kämpfe aufhören. Doch selbst hier in Guadalajara kommt es täglich zu Schießereien mit Toten. Davon kriegt man eigentlich gar nichts mit, aber wenn man eben Mitbewohner hat, die im zivilen Krankenhaus (kostenlos und für alle ohne Versicherung) arbeiten und von den Patienten erzählen, dann halt schon. Und dann bedenkt man noch, dass es noch viel mehr Krankenhäuser in der Stadt gibt... nunja. Die Policia Federal jedenfalls fährt heldenhaft durch die Straßen. Mit gepanzerten dicken PickUps mit 4 schwerbewaffneten und getarnten Polizisten auf der Ladefläche. Der eine am installierten Maschinengewehr nach hinten und jeweils einer mit eigenem Maschinengewehr in die anderen Richtungen. Daneben gibt es noch die Policia Estatal (vom Bundesstaat Jalisco), die Policia Guadalajara, die Policia Municipal („Touristenpolizei“), die Verkehrspolizei und die Fahrradpolizei.

So, dass ihr auch mal die schlechten Eindrücke aus Mexiko zu lesen bekommt
 



6. November

Am Freitag Morgen ging es los nach Guanajuato, zum Festival Internacional del Cervantino. Unser alter Bus mit dem alten Fahrer mit dem geschwollenen Auge hat uns langsam aber sicher ans Ziel gebracht. Statt etwa 4-5 Stunden haben wir 8-9 Stunden gebraucht, weil wir ständig angehalten haben: um auf den anderen Bus zu warten, um ständig Pause zu machen und wegen was weiß ich noch allem. Am Ende wars mir auch egal, da ich nach 3 Tequila (kaum Frühstück) und etwas Party im Bus die letzten Stunden geschlafen habe. Angekommen in Guanajuato war ich also erstmal sehr vercheckt in dieser Menschenmasse. Wir haben lange unsere Unterkunft (nein, man kann es nicht Hotel oder so nennen) gesucht und dann endlich gefunden. Eine tolle Unterkunft. Ein Zimmer mit 4 Doppelbetten fürs uns 12 Leute und ein einziges Klo für etwa 40 „Hotel“-Gäste. Die Duschen (immerhin viel und warmes Wasser) hatten keinen Abfluss, weshalb das Duschwasser quer über den hässlichen, dreckigen und vollgestellten Innenhof geflossen ist. Die Toilette stellte natürlich ein großes Problem dar, wir mussten dann halt immer in irgendwelchen Restaurants unsere Arbeit erledigen. Direkt neben unserer Unterkunft gab es eine Disco. Im Keller. Und der Keller dehnte sich aus, sodass wir letztendlich direkt über der Disco waren und so konnten wir abends schön mit Sound, hämmern und wackeln einschlafen. Die Stadt war einfach nur total voll, so richtig vorwärts kam man oft nicht. Aber dafür gab es immer interessante Shows, Aufführungen und viel Musik. Am Sonntag wollte ich mit ein paar Kollegen eine Tour nach San Miguel de Allende machen, aber da uns grad der Bus rausgefahren ist, haben wir dann eine Kultur-Tour im Minibus gemacht. Die fuhr uns zu einem Friedhof (naja...), nach Dolores Hidalgo und nach San Miguel de Allende. In Dolores Hidalgo begann am 16. September 1810 die Revolution, nachdem Pater Hidalgo (vorher hieß die Stadt nur Dolores) zum Kampf gegen Spanien aufruf und ihm tausende Menschen folgten. Dort haben wir einige Museen besucht, bis es dann nach San Miguel de Allende ging, wo wir erst was essen gegangen sind und uns dann die „US-amerikanische Rentnerstadt“ angeschaut haben. Tatsächlich, viele weiße US-Amerikaner, überall hohe Preise, Golfplätze in der halben Wüste. Aber ein sehr nettes Städtchen mit mediterranem Flair.

Am Montag war wieder Uni angesagt, da musste ich meine zweite Kurzpräsentation halten. Danach bin ich mit meinen Gruppe der „Carita Feliz“ in ein Waisenhaus gegangen, um eben den Kindern ein Lächeln (etwa Carita Feliz) zu geben. Leider konnten wir unsere Spiele (Faules Ei!!) und Plüschtiere nicht wirklich auspacken, da unsere Anmeldung dort nicht ganz geklappt hat und die Kinder eine Stunde nach unserer Ankunft ihren Gottesdienst hatten. Nunja, etwas mit den Kindern gequatscht und dann fahren wir ein andern Mal wieder hin.

Die letzten Wochen kaufe ich mir nicht nur lecker Jugos (Säfte) und Licuados (Milchshakes) auf der Straße, sondern mach mir auch täglich meinen eigenen lecker Orangensaft mit Limetten. Einfach lecker, so viel Obst zu essen und es so günstig zu bekommen.

Am Dienstag ging es gleich früh morgens schon wieder weiter. Und zwar nach Pátzcuaro zum Día de Muertos (Totentag). Auf dem Weg dorthin haben wir eine lange Pause an einem hübschen Badesee gemacht, danach noch einen Halt in Quiroga, sodass wir dann abends um 8 in Pátzcuaro ankamen. Pátzcuaro bzw. die Insel Janitzio sind der bekannteste Ort für die traditionelle Totenfeier in Mexiko. Also haben wir uns einen schönen Zuckerrohrschnaps geholt und sind dann mit dem Boot auf die Isla de Janitzio getuckert. Von der Insel war ich etwas enttäuscht, denn ich hab sie mir kleiner, mit einem größeren Friedhof und ohne Bewohner vorgestellt. Letztlich war es dort gar nicht so traditionell und toll, sondern doch viel mehr kommerziell und auf alle Fälle einfach mal wieder total überfüllt. Aber war trotzdem sehr nett. Gegen 2 Uhr nachts bin ich dann mit Kollegen wieder zurück nach Pátzcuaro gefahren, um dort im Bus zu schlafen (mir hat kein Schwein gesagt, dass wir im Bus übernachten). Die Nacht war scheißkalt, es hatte 2°C und im Bus kam es mir noch kälter vor. Ich hab also gefroren in dem scheiß Bus – ja es war ein scheiß Bus, nämlich genau der gleiche wie bei der Fahrt nach Guanajuato mit dem selben ollen Fahrer und sogar tatsächlich noch mit dem ganzen Müll und Dreck, der noch von unserer Tour nach Guanajuato im Bus blieb. Naja, irgendwie konnte ich schon schlafen, auch wenn meine Füße zu Eis wurden und immer wieder irgendwelche Handys geklingelt haben und Leute in den Bus kamen. Am nächsten Tag hab ich dann erfahren, dass ich echt Glück hatte. Denn schon bei unserer Rückfahrt von der Insel war es ziemlich neblig. Und alle, die nach 3 Uhr von der Insel abgefahren sind, haben sich mit ihrem Boot auf dem See verloren und mussten 3 Stunden bis zur Morgendämmerung warten. Mitten auf dem See bei der Kälte! Am nächsten Tag haben wir uns dann Pátzcuaro angeschaut – an diesem Tag (Día de Muertos) eine Stadt aus Marktständen. In jeder Straße, auf jedem Platz einfach nur Marktstände mit jede Menge interessanten Sachen und noch viel mehr Gruscht. Dort hab ich also auch mal zugegriffen bevor es um 15 Uhr mit dem Bus weiter nach Tzintzuntzan ging. Dort haben wir uns einen großen Friedhof mal bei Licht angeschaut. Es ist schon der Wahnsinn, wie sehr die Mexikaner ihre Gräber – und zwar alle Gräber – schmücken und verzieren. Danach sind wir noch zu den Pyramiden von Tzintzuntzan gegangen. Nicht allzu interessant, aber immerhin. Und von dort aus hatten wir auch einen wunderschönen Blick auf den See (Lago de Pátzcuaro) und seine Landschaft.

Als ich nachts von der Tour heimkam, sah ich vier kleine Totenköpfe in der Küche. Einen für Hannah, einen für Luisa, einen für Moritz und einen für mich. Und bei meinem klebt der Zettel mit folgendem Inhalt, extra gereimt und auf mich bezogen von Lupita:

„Hoy viene la Catrina,
por Martin, está que hasta alucina.
Pues por su buen humor,
ya nadie le tiene temor.“

- Mal sehen, obs jemand versteht – bis zum nächsten Mal

 


9. November
 

Irgendwie komme ich grad aufs Thema Auto. Auf meinem täglichen Weg zur Uni stehen an einer Ecke immer sehr viele total kaputte Autos. Alte kaputte Autos stehen eigentlich überall rum, da Schrottplätze hier wohl rar und/oder teuer sind. Aber an dieser Ecke stehen immer viele und alle mit Abdeckplanen, dass es nicht reinregnet. Die letzten Wochen konnte ich zuschauen, wie jeden Tag mehr von den Autos abgebaut wurde und letztlich nicht mehr viel übrig blieb. Und diese Woche arbeitet da wieder der Mann dran, aber an einem – wie neu aussehendem – Dodge-Sportwagen. Und der steht genau da, wo vor dem Wochenende noch ein bisschen Schrott mit Abdeckplane stand. Die Form könnte etwa passen. Dann frag ich also den Mann, ob die „neue“ Dodge tatsächlich mal was alte hässliche kaputte Ding war... Antwort: Ja. Total krass, der Typ nimmt kaputte Autos auseinander, lässt praktisch nurnoch Motor, Getriebe etc. dran und macht sonst alles komplett neu dran. Mitten auf der öffentlichen Straße. Das ist halt mein barrio! Mich würde jetzt nur interessieren, zu welchem Preis er die reparierten Autos dann verkauft. Ob er ein ehrlicher „Händler“ ist (Steuern zahlt er garantiert nicht, aber davon mal abgesehen), oder ob er das Auto sehr teuer (z.B. als „fast neu“) verkauft und sich damit eine goldene Nase verdient.

Hier in Guadalajara fahren viele Ford Mustangs rum. Viele, die das Geld dazu haben (bzw. wie typisch in ganz Amerika einfach nen riesen Kredit aufnimmt) und auf sportliche und beliebte Wagen stehen, kauft sich so einen. Der Mustang ist aber auch geil.

Einen Block von unserem Haus ist eine riesige Polizeistation. Hinten am Parkplatz der Polizei steht auch eine nette Karre. Total eingestaubt. Und eingebunkert zwischen 3 fetten Polizeiwägen. Ich weiß es nicht, aber ich bin mir fast sicher, dass sich der Fahrer der Karre getraut hat, auf dem Polizeiparkplatz zu parken und das geht natürlich gar nicht. Also haben, denke ich, die Polizisten ihn sofort von allen Seiten eingeparkt. Und da die Karre so arg eingestaubt ist (sonst sieht sie super aus), steht sie da sicher auch schon einige Monate. Dödöööö sag ich da, der kriegt seine Karre nie wieder. Außer er lässt ein paar hundert Euro bei den Polizisten liegen – da sagen die sicher nicht Nein.

 


1. Dezember
 

Mitte November war ich mit Moritz, Caroline (einer Kollegin im Krankenhaus von Moritz) und deren Mitbewohnerinnen Nelly (Frankreich) und Marie (Kanada) am Strand in Puerto Vallarta. Mit dem Bus, der gut geheizzt ist, kamen wir schnell an – viel schneller als im August mit dem Mietauto. Angekommen, haben wir unser billiges Hotel bezogen und sind Tacos essen gegangen. Am nächsten Tag sind wir zum Stadtstrand gegangen, der wirklich gar nicht schlecht ist. Er ist zwar voller als die sonstigen Strände, hat aber schönen Sand und schönes Wasser ohne große Steine. Am Tag darauf sind wir eine knappe Stunde nach Sayulita an den Strand gefahren, wo wir Sebastian und Blanca (Kumpels aus Guadalajara) getroffen haben. Hier lagen wir wieder den ganzen Tag faul in der Sonne, haben eine Luftkissen-Schlacht gemacht und uns immer wieder schön im Meer abgekühlt. Nachmittags hab ich mir ne Massage gegönnt. Total krass, danach konnte ich meine Hände locker auf dem Rücken fassen, was ich sonst nie hinkriege. Abends bin dann dann mit Marie in eine Disco gegangen. Total geil, kein Eintritt und frei saufen bis 1 Uhr nachts. Wow, das mussten wir natürlich gleich ausnutzen. Dazu gab es sogar noch einen Bacardi-Sombrero. Sonntag sind wir dann zum Strand Gemelas gefahren, ein kleiner niedlicher Strand, abends wieder wunderbar (und leider auch teuer) Meeresfrüchte essen gegangen. Am Montag war nach einer Parade zur Revolution und 2 Stunden Strand wieder die Heimreise angesagt.

Dienstags ist in Guadalajara immer Lucha Libre (Wrestling) angesagt. Und da mir das so oft empfohlen wurde, bin ich halt doch mal mit. Die Kämpfe waren unter aller Sau und einfach nur schlecht, aber die Stimmung (obwohl die Arena nur 1/3 voll war) war dann doch ganz gut. Wer Lust hat, andere Leute zu beleidigen und rumzugrölen, der ist da richtig. Und zum Glück hatten wir schon ein paar Bier intus, sonst wärs echt nur schlecht gewesen.

Wenn man mit dem Auto in der Innenstadt oder in der Nähe von Events parken will, gibt es immer Parkwächter. Leute, zumeist ziemlich vergammelte Leute, winken einen mit roten Tüchern in eine Parklücke rein und helfen, dass man nicht irgendwo anstößt. Dann kassieren sie 15-20 Pesos (1 Euro) und passen auf dein Auto auf. Genial. Die scheiß Typen tun letztlich nichts außer einwinken, abkassieren und schlafen und verdienen ein super Geld. Da haben wir sie wieder, die Mafia.

Am Sonntag war ich mit meinen Leuten aus dem Carita-Feliz-Projekt in einem Waisenhaus mit etwa 65 Kindern. Dort sind Jungs und Mädels getrennt, was auch ganz gut so war. Denn allesamt waren sie schlecht erzogen. Kein Vergleich zu dem anderen Waisenhaus, wo wir vorher waren. Nunja, in dem Waisenhaus am Sonntag hatten die meisten Kinder eben auch wirklich keine Eltern mehr und einige werden/wurden sicher auch misshandelt. Denn sonst käme ein kleines süßes 6-jähriges Mädchen nie auf die Idee, mich anzuschreien ich solle sie nicht anfassen oder mir würde ein ebenso alter Junge nicht sagen, dass sein Zuhause (wo er alle 2 Wochen übers Wochenende hingeht) scheiße ist. Den Kindern haben wir dann das Mittagessen serviert, es gab Tostadas (harte, in Fett rausgebratene Tortillas/Maisfladen) mit saurer Sahne und Schinken, dazu ein Glas Sprite. Danach haben wir noch mit den Kindern gespielt und auch unsere Plüschtiere ausgepackt. Alle Kinder stürzten sich auf die Plüschtiere, es wurde geschubst, geschrien, gekreischt und am Ende geheult.

Diese Woche ist Internationale Buchmesse in Guadalajara, Gastland ist dieses Jahr Deutschland. Mit einigen Kollegen war ich dort und hab mir das mal angeschaut. Neben millionen von Büchern gibt es auch viele Kongresse; so war ich am Dienstag bei einem Kongress im Hilton Hotel über Demokratie, wo auch der deutsche Prof. Claus Offe sowie mein Prof hier aus einem Kurs gesprochen haben.

Die letzten Tage ist es in Guadalajara scheiß kalt geworden. Nachts sinken die Temperaturen auf etwa 5°C und auch tagsüber ist es im Schatten kalt. In 2 Wochen ist die Uni rum und ich sitze viel vor meinen Seminararbeiten.

Nun sind wir im Haus zu siebt. Lupita, Luisa, Hannah, Moritz und ich. Und eben die zwei neuen Sebastian (schon wieder ein Deutscher), Medizinstudent, der aus seiner alten Wohnung raus muss und nun für zwei Wochen bei uns einzieht und Daniel, Mexikaner, der aber die letzten Jahre in Kanada gelebt hat und hier Englisch unterrichten wird.





12. Dezember
 

Seit Wochen regnet es hier keinen Tropfen mehr in Guadalajara und die Zeit vergeht im Nu. So bin ich jetzt schon in meiner letzten Uniwoche und hab nurnoch eine Klausur vor mir, der Rest ist erledigt. In den letzten Tagen saß ich also viel vor meinen Seminararbeiten (und vor den Hausaufgaben). Und dann sind endlich Ferien und es ist Zeit zu Reisen!!

Einmal war ich mit Luisa, Blanca und Sebastian im Kino. El hombre que llora ist ein cooler Film, der im Tschad spielt und mit dem Bürgerkrieg im Hintergrund auch politisch interessant ist.

Einmal war ich mit Sebastian die Migrations-Station hier in Guadalajara besuchen. Der Weg über Guadalajara mit dem Güterzug Richtung USA ist einer von dreien. Da der Zug am Güterbahnhof in Guadalajara hält, gibt es hier eine Station für die Migranten, wo sie umsonst essen und etwas Kleidung bekommen. War sehr interessant, was uns der Mitarbeiter dort und eine Migrantengruppe alles erzählt haben. Leider kam der Zug an dem Tag nicht und bis zum anderen Zug (etwa 21 Uhr) wollten wir nicht warten, da die Gegend am Güterbahnhof alles andere als sicher erscheint...

Am Freitag haben Moritz und ich deutsch für das ganze Haus gekocht: Semmelknödel mit Champignon-Sahne-Sauce. Hmmm sehr lecker und mal wieder was anderes!

Am Sonntag hab ich ein Fußballspiel organisiert, wozu ich alle Freunde und Kommilitonen eingeladen habe. War ein geiler Nachmittag mit nem guten Kick, leider kamen doch viel weniger als geplant. Danach bin ich noch mit Luisa, Blanca und Sebastian essen gegangen, da es Sebastians letzter Tag vor seiner Cubareise war. Wir sind zu Vancouver Wings gegangen und haben dort scharfe Hühnerflügel mit lecker Pommes gegessen. Wow, die Salsa Incomible (die unessbare Sauce) war echt hammer scharf... und dabei bin ich hier ja scharf echt schon gut gewöhnt!





23. Dezember

Vor den Weihnachtsferien hab ich noch bei einer Art „Weihnachten im Schuhkarton“ mitgemacht. Bedürftige Kinder dürfen sich etwas wünschen und schreiben dies mit Name und ihrem Bild auf ein Papier. Leute, die mitmachen wollen, ziehen dann eines der Papiere der Kinder. So habe ich ein kleines 2-jähriges Mädchen gezogen, das sich eine Puppe und einen „Sportanzug“ gewünscht hat. Das hab ich dann schön verpackt und den Organisatoren abgegeben und dann freut sich die Kleine hoffentlich... der Sportanzug ist suuuper süß, wenn er besser verarbeitet gewesen wäre, hätte ich auch gleich noch einen mehr gekauft.

Am Donnerstag hatte ich meine letzte Klausur, die ganz gut lief. Danach waren endlich Ferien! Erst war ich zwei Tage mit Dani unterwegs einkaufen und neue Ecken der Stadt erkunden und dann ging es die letzten Tage mit einigen Freunden nach Mazamitla. Das kleine Dorf Mazamitla liegt auf 2.800 Metern und erinnert etwas an den Schwarzwald (zumindest was die Gegend rundherum betrifft). Wunderschön, mal wieder in einer wirklich frischen Luft und dazu in einer tollen Landschaft zu sein. Dort hatten wir zu siebt eine coole Cabaña mit viel Platz. Nachdem wir die Stadt erkundet haben, bin ich alleine (die andern waren zu faul und sind Kaffee trinken gegangen) den Berg rauf und hab mich bewegt und die Aussicht genossen. Danach sind wir einkaufen gegangen, da wir abends in unserer Cabaña kochen und dann feiern wollten. Die Cabaña lag etwa 20 Minuten außerhalb der Stadt im Wald. Es gab bei einem schönen Kaminfeuer dann erst Spaghetti mit Gemüsesoße und danach viel Bier, Wein und Tequila. Der Abend war echt schön, viel gespielt, viel gequatscht und viel getrunken. Am nächsten Morgen sind wir nach dem Frühstück zu einem Wasserfall gelaufen, etwa 40 Minuten. Hat sich auch gelohnt, mit den Leuten durch den Wald zu laufen, entlang von den Cabañas der Betuchten. Der Wasserfall war super schön, das Wasser eiskalt. Aber baden wollten wir ja eh nicht. Zurück zu unserer Cabaña bin ich dann gejoggt, da wir schon etwas spät waren. Von dort haben uns dann Bauarbeiter gegen eine Flasche Tequila (wir wollten eigentlich nur eine Flasche kaufen, aber die waren im Angebot und es gab 2 für 1) zum Busterminal gefahren, wo Luisa dann ihren Bus genommen hat. Wir anderen blieben noch 3 Stunden länger in einem Café und auf dem Marktplatz und haben die „alpine“ Sonne genossen.

Heute Morgen ist Luisa abgereist und schon die letzten Tage sind wir viel am verabschieden. Es ist halt doch immer sehr schade, Freunde und Bekannte für Immer zu verabschieden. Nunja, so ist das und dann freu ich mich aufs große Reisen, was ja schon in 2 Tagen beginnt.

EUCH ALLEN EIN SCHÖNES WEIHNACHTSFEST UND SCHÖNE FREIE TAGE!!

 
   
 
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