Bericht 10. Februar
Letztes Wochenende bin ich freitags nach Quito gefahren um dort Informationen zu sammeln ueber Studiengaenge etc. und um Party zu machen. Freitags nachts nach der Disco wurde ich dann von drei Maennern ueberfallen. Dabei gingen etwa 12 Dollar drauf sowie mein Handy (45 Dollar + all die Nummern). Meinen Ausweis haben sie mir gottseidank gelassen. Sonntag morgens wollte ich eigentlich nach Ambato fahren, aber bin dann doch nach Hause gefahren. Die Busse waren - wegen des Karnevals und der freien Tage - schon tagelang vorher ausgebucht, ich bin also bis zum Mitad del Mundo gefahren um dann dort per Anhalter weiter zu fahren. Ewig hat mich keiner mitgenommen, nach etwa einer Stunde dann ein junges Paar, die mich direkt bis La Abundancia gefahren haben. Laute gute Musik in allen Geschmacksrichtungen und gequatscht in der alten Schrottkarre. Letztendlich - trotz der Stunde warten - genauso schnell wie der Bus.
Derzeit fahre ich fast nurnoch per Anhalter. Es geht einfach schneller und ist teilweise kostenlos. Zudem sind sonntags die Busse sowieso total ueberfuellt und nehmen mich nicht mehr mit. Denn Sonntag ist Markt- 6 Einkaufstag und da kommen alle Leute aus den entfernten Doerfern zur Hauptstrasse, um dann in den Staedten gross einzukaufen. Meine Familie macht das genauso.
Am Faschingsmontag war ich morgens noch nach La Concordia gefahren, um mir ein neues Handy zu kaufen und zudem Wasserbomben und Farbe. Dort wurde ich schon total nassgespritzt und mit Schaum besprueht. Zurueck daheim war Besuch da und es gab ein leckeres Essen, danach wurde noch Schnaps gesoffen und ich habe meine Wasserbomben gefuellt. Losgezogen bin ich dann mit einer Sporttasche voll mit den Wasserbomben. Einige sind auf dem Weg zerplatzt, viele andere wurden auf die Leute auf den Camionetas (PickUps) geworfen. Angekommen in La Abundancia wurde ich erstmal freundlich begruesst von meinen Schuelern, Lehrern und allen anderen Bekannten. Mit Bier (zum Trinken sowie zum begiessen), mit Eimern voll Wasser und eingeseift mit Farbe. Naja egal, ab in den Fluss sauber machen. Mit allem, Hose, Hemd und Schuhen. Sauber blieb man jedoch nicht lange. Immer wieder zwischen tanzen, quatschen und saufen gings dann wieder in den Fluss. Eine geile Karnevalsfeier. Dienstags bin ich dann nach Puerto Quito gefahren, dort waren tausende von Menschen, aber irgendwie war absolut keine Stimmung. Ich bin wieder nach La Abundancia gefahren, es hat aber geschuettet wie verrueckt und heute war es scheiss kalt. Schade, trotzdem der eindeutig geilste Karneval!
Das Wetter hat sich leicht gebessert, es regnet jetzt hauptsaechlich nurnoch ab nachmittags bis morgens. Vormittags kommt meist die Sonne raus, dann zieht es zu und beginnt irgendwann zu regnen. Moskitos gibt es jede Menge, jetzt habe auch ich eingesehen, dass Detan/Autan zumindest etwas hilft. Total verstochen bin ich aber trotzdem. Dafuer gibt es wenigstens kaum mehr Zecken.
Der Weg am Haus vorbei wurde die letzten Tage "prepariert" mit Lastwagen voll Schlamm mit ein paar Steinchen, organisiert vom Kantonsrathaus Puerto Quito. Ich wuerde sagen - nein ich sage.. und alle anderen auch - jetzt ist es noch schlimmer. Riesige Loecher und Spurenrillen, dazu alles matschig und eklig. Zu Fuss muss man verdammt aufpassen wenn man einigermassen sauber bleiben will, Motorraeder und Lastwagen fahren viel langsamer durch den Matsch.
Meine neue Handynummer: 00593-094655395
Bericht 15. Februar
Ya viene el Kurzbericht... inzwischen weiss ich was das Beste an meinem Aufenthalt hier ist. Den Tag lang hart arbeiten und dann nachmittags losjoggen, die Kiddies mitschleifen und sie gut zum Schnaufen bringen, danach noch auf dem Schulplatz kicken. Es kommen immer mehr Leute. Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene und spielen mit. Dabei ist es scheiss egal, ob es noch heiss ist, ob es angenehm ist oder ob es regnet ohne Ende und der Sportplatz nurnoch eine riesige Pfuetze ist. Es ist nicht einzuschaetzen wohin der Ball rollt oder ob er doch gleich in der Pfuetze stecken bleibt und dann alle vorbei rennen. Dann kommt der Tumult, alle graetschen rein, manche rutschen auch nur aus und irgendwann gibts ein gooooool. Das geht dann solange bis der Ball nicht mehr zu sehen ist, wenn ich daheim ankomme ist das Essen schon (fast) fertig. Mampf.
Die letzten zwei Wochen habe ich jede Menge Ueberstunden gesammelt. Jeden Tag etwa von 8.30 bis 18 Uhr, dazu auch an Wochenenden und an Karneval ein bisschen gearbeitet. Ich bin wieder per Anhalter gefahren. Marco, ein Fahrzeugpruefer der jeden Tag 10-12 Stunden in Autos, Lastwagen und Bussen verschiedener Marken im In- und Ausland rumcruist. Er hat auch mal in den USA gelebt, ist dann aber wieder zurueck nach Ecuador gezogen, da seine Frau die Visa nicht bekommen hat. Schon wieder einer, der mal in den USA gelebt hat. Grosser Gott. Meine Gastfamilie in Quito wohnt zur Haelfte in Miami, ein Typ aus meinem Recinto hat frueher fuer 9 Jahre in New York gelebt, ein Taxifahrer hatte dort mal sein Glueck versucht und jetzt schon wieder einer. UNd ich glaube ich habe noch ein oder zwei vergessen.
Morgens gibt es etwa um 7.30 Uhr Fruehstueck, meistens verziehen sich dann die letzten Wolken und es kommt die Sonne raus. Bis nachmittags bleibt die Sonne relativ bestaendig da, dann faengt es an zu regnen. Bis zum naechsten Morgen. Manchmal regnet es leicht, manchmal schuettet es aus allen Kuebeln wie diese Woche an drei Tagen. Die Fluesse sind also noch ein bisschen mehr angestiegen, bei uns hat es grosse Flaechen einer Maisplantage ueber- und zum Teil weggeschwemmt. Als ich alleine Joggen gegangen bin, war nach 20 Minuten Endstation. Die Bruecke stand zwar noch, allerdings war das Wasser auf der Bruecke etwa 10 Zentimeter hoch und dann bin ich doch lieber wieder zurueck gekehrt.
Dank des vielen Regens und der vielen Sonne am Morgen geht es zur Zeit rund mit den Fruechten. Alle Baeume voll, die Fruechte reif oder fast reif. Vorgestern haben wir von einem Baum etwa 200 Orangen (11 Dollar) gepflueckt und ich bin mit einem Rucksack voll mit Orangen und Mandarinen nach Quito gefahren. Fuer meine Familie und Dubal (mein Gastvater) haelt es fuer eine super Idee, auch meinem Maedel einige Orangen zu schenken. Naja schauen wir mal. Gestern Nacht, nach 28 Bier á 0,6 Liter zu siebt, war die Orange jedenfalls noch super lecker.
Nach unserer Huehnerpest, bei der fast alle unserer Huehner umgekommen sind haben wir die Woche einen neuen Hahn gekauft. Fuer 8 Dollar. Der Preis war wohl etwas zu hoch, aber egal 7 Dollar ist er trotzdem wert. Stellt sich die Frage, wieso ein fertiges Brathuehnchen in Deutschland fuer 5.60 Euro (etwa 8 Dollar) verkauft werden kann. Hier fehlen dann halt die Beine, der Kopf und die Innereien. Die Huehner zum Export werden einfach frueher geschlachtet, es waechst wohl spaeter nurnoch langsam und es ist billiger es gleich zu verkaufen. Es gibt Huehner, die lassen sich begatten und begatten und bringen jede Menge Kuecken zur Welt, andere legen nur 1x im Leben Eier. Und diese Huehner wachsen dann natuerlich schneller - es gibt gar nicht so wenige Huehner, die fuer 9 Dollar verkauft werden, die allerdicksten Brummer sind bis zu 10 Dollar wert.
Zaeune werden hier aus Baumstaemmen etwa alle 1,5 Meter befestigt. Eigentlich wuerde man denken, die Baumstaemme sind dann abgestorben, aber von wegen. Nach einiger Zeit kommt das erste Gruen und wenn der Zaun schon einige Jahre steht, dann sind das schon wieder richtige Baeume geworden. Aus einem grossen Baum werden viele kleine. Sagenhaft.
Alles sagenhaft.
Bericht 5. März
Ich hab die Katze im Sack! Gestern kam ich mit Mami Rosita auf das Thema Katzen, ich erzaehlte ihr von den kleinen suessen Muschi-Kaetzchen von der Lehrerin und sie meinte, dass wir erst diesen Morgen wieder eine Ratte in der Kueche gehabt haetten. Also bin ich los ins Recinto, hab erst die ganzen Leute dran erinnert, dass wir uebermorgen Freitag mit dem Reforestacions-Projekt kommen, um Baeume zu pflanzen. Danach gab es wieder den ultimativen Recinto-Kick mit hauptsaechlich Jugendlichen, groesseren Kindern sowie Don "Moli" Molina und Manuel, dem Katzenvater.. er hat mir dann gleich einen Kater geschenkt. Wunderschoenes Grau mit weiss am Hals, den Pfoten und dem hintersten Schwanzteil und dazu ein hammerweiches Fell. Transportiert habe ich das schoene Vieh im Sack. Etwa wie eine Aldi-Tuete... daheim wurde es erstmal fast vom Hund zerfetzt, aber dank eines ordentlichen Fusstritts seitens Rosita und einem Rauswurf meinerseits durfte es noch weiterleben. Natuerlich haben wir das Kaetzchen erstmal angebunden, dass es nicht gleich abhaut. Aber irgendwie hat sich dieses Wunderwerk befreien koennen und ist dann gleich via Fenster abgehauen.
Morgen werde ich mit dem Baeume pflanzen mit den anderen Zivis anfangen, das Projekt geht einen Monat lang. Etwas viel und einseitig fuer meinen Geschmack, ich denke mal ich werde lieber einige Tage auf der Finca bleiben, zumindest wenn die Kakaoernte und das Errichten des neues Zaunes und Eingangstors anstehen.
Einige Teile Ecuadors sind immernoch total ueberschwemmt, die Regenfaelle hoeren nicht auf. 250.000 Menschen vom Hochwasser betroffen, 230.000 Hektar Nutzflaeche ueberschwemmt, Kuehe, Rinder, Schafe etc. verrecken da sie im Wasser und Schlamm nichts mehr zu fressen finden und Deutschland hat keinen Plan von dem Elend was hier in vielen Regionen herrscht.
Dazu kommt noch, dass kolumbianische Bomberflugzeuge auf ecuatorianischem Territorium den Anfuehrer der FARC ("Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia", Guerilla die mit Einsatz von Waffen gegen die kolumbianische Regierung arbeitet) getoetet haben. Plus einige Guerillakaempfer sowie 3 unbeteilgte Frauen (eine aus Mexiko) kamen dabei ums Leben. Die diplomatischen Beziehungen zwischen Kolumbien und Ecuador wurden eingefroren, Truppen werden in das Grenzgebiet gesendet und jetzt schauen wir mal. Hier verbreitet sich jedenfalls der Unmut auf die kolumbianische sowie die US-Amerikanische Regierung (Kolumbien erhaelt von den USA nach Aegypten und Israel am drittmeisten Gelder fuer militaerische Zwecke), da sich einige suedamerikanische Staaten (wie Ecuador oder Venezuela) mehr zur FARC bekennen als zur kolumbianischen Regierung mit ihrem Praesidenten Alvaro "Terrorista corrupto" Uribe. Ich hoffe wenigstens diese Nachricht kam in Deutschland an!?
Gerade bin ich im Internet, da ich mir Medikamente kaufen musste. Ich habe wieder aetzende scheiss pickelaehnliche eintrige Entzuendungen am Bein, wegen dessen Schmerz ich kaum laufen kann. Zurzeit gehts, aber auch nur weil ich mir ne Schmerztablette reingehauen hab. Deshalb freue ich mich umso mehr auf das Wochenende in Quito, um meine huebsche Liebe Rosa wieder zu sehen. Jaja ihr kriegt sie auch noch zu sehen, also bleibt up-to-date!
Bericht 16. Maerz
Wegen meinen entzuendeten Moskitostichen am Bein bin ich letzte Woche zu einer Apotheke um mir Tabletten zu kaufen. Die Nacht nach der ersten Tablette war hoellisch. Schon abends vor dem Fernseher hat es mich am Kopf gejuckt, ich dachte es seien im schlimmsten Fall Floehe. Im Bett dann hat es mich am ganzen Bauch gejuckt. Ich bin also aufgestanden um zu schauen, ob mich da irgend ein scheiss Viech gestochen hat oder ob da vielleicht tausende Zecken rumlaufen und sich in die Haut beissen. Von wegen, mein ganzer Koerper rot und hubbelig, ich habe die Nacht so gut wie nicht geschlafen und versucht, mich nicht allzu arg zu kratzen. Am naechsten Morgen hat mich Mami Rosita mit Limone eingeschmiert, krasser Scheiss das hats wirklich gebracht. Die Haut hat sich normalisiert, dafuer ist meine Lippe extremst angeschwollen, wie haesslich. Danach bin ich nach La Independencia ins Krankenhaus gefahren. Dort kam dann wieder dieser extreme Juckreiz, jetzt am Kopf und im Gesicht. Der Arzt meinte es sei eine Penicillin-Allergie. Denn die Tablette die ich am Vorabend genommen habe, hatte Penicillin als Bestandteil. Nach einer Injektion und 2 Stunden Schlaf im Krankenbett ging es mir dann wieder gut und ich konnte nach Hause gehen und musste noch 10 Tage lang Tabletten gegen die Vergiftung nehmen.
Am Wochenende war ich in Quito, am Freitag Abend war ich mit Valli unterwegs, am Samstag mit meiner Freundin, abends sind wir dann auf eine Geburtstagparty einer Cousine von ihr. Anfangs war die Party richtig geil. Gute Stimmung, geile Musik. Aber als dann um 10 Uhr alle hackevoll waren, wurde auch die Party scheisse. Naja immerhin umsonst geschlafen
Vorletzte Woche Freitag habe ich ein Bild aufgenommen kurz vor dem Unwetter (auch hier auf der Page!), dieses Unwetter hat in meinem Dorf La Abundancia einige Daecher weggerissen und sogar Haeuser komplett zerstoert. In anderen Gebieten haeufen sich Tornados in einem Ausmasse das die Leute bis heute noch nie gesehen haben. Scheint wohl doch was dran zu sein am Klimawandel, denn auch die Ueberschwemmungen dieses Jahr sind um einiges starker als sonst.
Als Gastvater Dubal seinen Kaffee verkaufen wollte, wurde ihm der Sack auf der Strasse geklaut, waehrend er mit anderen Leuten im Gespraech war. Kaffee ist zum Glueck fast nichts wert, fuer 45 Kilo Kaffe bekommen wir 12 Dollar. Da lohnt sich der Kakao - trotz viel mehr Arbeit - mit seinen 105 Dollar je 45 Kilo doch viel mehr.
Auch schon letzte Woche ist ein Unfall zwischen La Abundancia und Puerto Rico (naechstes Dorf 7 km entfernt) passiert, bei dem 2 Jugendliche auf ihrem Motorrad ums Leben gekommen sind. Anscheinend hat es einem von ihnen den Kopf ab- & zerrissen...
Im letzten Bericht schrieb ich davon, dass unser neuer Kater gleich abgehauen ist. Jetzt kommt er seit einigen Tagen immer wieder zu unserem Haus zurueck und bekommt etwas zu Futtern von uns. Ins Haus locken oder gar einfangen ist aber (noch) nicht moeglich. Ich hoffe jedenfalls, dass dieses schoene Tier irgendwann Vertrauen findet, dann hab ich was zu Spielen und wir haben keine Ratten mehr im Haus.
In letzter Zeit nimmt das als Spass gemeinte Gesisse zwischen Gastmutter Rosita und mir zu. Ich kann nicht Waschen, sie kann nicht Kochen, die Kakerlaken kommen je aus dem anderen Zimmer (sie behauptet die Kakerlake kam aus meinem Zimmer gekrochen, ich behaupte aus ihrem), und ich umarme den kleinen Hund von meiner Freundin anstatt meine Freundin selbst zu umarmen. OK klingt jetzt hier in Schrift wahrscheinlich ueberhaupt nicht lustig aber egal, ich liebe dieses kleine Gedisse
Heute Morgen habe ich etwas laenger geschlafen, da ich von Quito noch Schlafbedarf mitgebracht habe. Ich mache mir also selbst meine Milch warm, hau mir meine Mehl-Kaese-Tortilla, meine gekochten Bananen und mein Huehnchenfluegel rein. Die Milch war allerdings noch zu heiss um sie zu Trinken, also hab ich erst das Geschirr gespuelt. Als ich zurueck zur Milch kam, sass dieses Scheissvieh von Hund auf dem Tisch und hat meinen Kakao gesabbert. Erstmal musste ich ihn vom Tisch schlagen (anders reagieren die hier auch nicht), danach musste er nur einige Kicks von Rosita einstecken. Aber auch ernst, ein (grosser!) Hund hat wohl wirklich nicht AUF dem Tisch an MEINER Milch zu suchen
Bis denne, chao
Bericht 27. Maerz
Bald ist es wieder so weit und der Unterricht in den Schulen faengt wieder an. Bin ja echt mal gespannt, was bei den Kindern noch haengen geblieben ist. Ich ahne Schlimmes
Das Osterwochenende bin ich mit meiner Freundin zu ihren Eltern nach El Corazón (Provinz Cotopaxi) gefahren. Der Vater hat einen hammergeilen VW Kaefer (Escarabajo) in Weiss-Gruen, mit dem wir dann auch gleich eine kleine Angebertour gemacht haben. Dieses doch relativ grosse Dorf El Corazón (4000 EW) liegt ziemlich abgelegen in der Mitte von Quevedo und Latacunga. Von dort aus wollte ich eigentlich ins etwa 50km entfernte Zumbahua fahren und dort einen tollen Markt und einen nahegelegenen See besuchen, spaeter noch zum Cotopaxi Nationalpark. Doch da der Bus fuer die Strecke nach Zumbahua wohl 4,5 Stunden braucht (die Strasse ist haesslich und extrem steil), wurde ich von den Eltern nach Guayaquil eingeladen. Also gut, ab in die groesste Stadt Ecuadors. Abends angekommen haben wir uns erstmal die Flusspromenade (Malecon) angeschaut, danach zu einer befreundeten Familie zum Uebernachten gefahren. Am naechsten Tag wollten wir eigentlich eine Stadttour machen, doch da es dem Vater sehr schlecht ging, sind wir eben alle daheim geblieben. Alleine wollte ich auch nicht losziehen in der riesigen Stadt ohne zu wissen wo ich bin und mit Gepaeck mit Kamera, viel Geld etc. Also hab ich eben mit dem Sohn dieser Familie dort ein bisschen gesoffen und wir haben im Internet irgendwelche dummen Videos angeschaut. Naja. War trotzdem ganz nett, die Eltern von Rosa sind spitze drauf und ich habe mal wieder ein paar neue Flecken Ecuadors kennen gelernt.
Von der Strasse Quevedo-Babahoyo-Guayaquil aus konnten wir auch die Ausmasse der Ueberschwemmungen in dem Gebiet sehen. Das Wasser sei wohl schon sehr zurueck gegangen, doch trotzdem war rechts und links der Strasse fast nurnoch Wasser zu sehen. Die Haeuser (vorbereitet auf Ueberschwemmungen) sind auf Pfaehlen erbaut, von der Strasse aus gehen hunderte Caña-Bruecken zu den Haeusern der Familien. Doch nicht nass zu werden, ist doch fast unmoeglich.
Die Nahrungsmittelpreise in Ecuador steigen zur Zeit immens an. Nur der Kakaopreis ist wie ein Stein wieder gefallen. Von 105 Dollar auf 80 Dollar das Quintal. Jetzt muesste die Schokolade in Deutschland eigentlich wieder billiger werden. Muesste... aber tut sie das auch wirklich?
Bericht 3. April
Ich haette jetzt eigentlich gedacht, dass der Unterricht wieder angefangen hat am 1. April, aber naja wohl doch nicht….. die Lehrerin meinte, wir wuerden am 1. April anfangen mit dem Unterricht. Am 31. Maerz jedoch kam die Nachricht vom Bildungsministerium, dass der Unterrichtsbeginn in der gesamten Kuestenregion um 4 Wochen auf den 28. April verschoben wird. Da der 1. April ein Dienstag war und ich dienstags nicht in der Schule arbeite, bin ich also erst am Mittwoch zur Schule gefahren. Puenktlich um 8, aber irgendwie war da niemand. Also die Lehrerin gefragt was nun los ist, sie meinte wir werden wahrscheinlich auch erst am 28. anfangen. Dabei waren am Dienstag den 1. alle Schueler in Uniforum da. Also gut bin ich zum Colegio gefahren, um da nochmals nachzufragen wann und wie. Wir hatten eine 4-stuendige Reunion, bei der heraus kam, dass wir am 21. April mit dem Unterricht anfangen. Jetzt gerade bi ich in Puerto Quito und der Coordinator erzaehlt mir, dass jetzt alle Schulen hier am 7. April anfangen muessen und nur die Schulen, die noch voll mit Wasser der Ueberschwemmungen sind erst am 28. April mit dem Unterricht starten. Naja so viel zu diesem Thema, ich werde schon auch noch irgendwann erfahren, wann es denn jetzt wirklich los geht und ich wieder profe bin.
Diese Woche sind endlich die ersten Kuecken geschluepft nach unserer Huehnerpest. 10 suesse kleine Dinger. Das letzte Huhn das Eier gelegt hat, hat irgendwas falsch verstanden. Denn das waren nur “huevos de viento” (Eier des Windes), es waren also Eier vorhanden, aber da unbefruchtet (wir hatten keinen Hahn) wurde daraus auch nichts.
Vor etwa zwei Wochen hat Milton mit einer Gruppe von etwa 500 Leuten eine Finca besetzt. Diese Finca gehoerte frueher einer Familie, da der Mann gestorben ist, sollte die Finca auf einen Sohn uebertragen werden, doch der Vermittler ueberschrieb sich die Finca selbst. Also hat Milton versucht, moeglichst viele Leute zu gewinnen, um die Finca zu besetzen und aufzuteilen – fuer jede Person/Familie ein kleines Stueckchen und der Rest fuer die ehemaligen (richtigen) Besitzer. Der neue Besitzer (“Dieb”) hat nun so gut wie keine Chance, auf sein Grundstueck zurueck zu greifen. Er kann die Polizei rufen, die dann gross anrueckt und alles (ausser Pflanzen) auf dem Gebiet zerstoert. Das laesst sich die Polizei allerdings teuer bezahlen und die ehemaligen sowie die vielen neuen Minibesitzer haben das was sie woollen.
Das krasse ist, dass so eine “feindliche Uebernahme” von Fincas nicht nur in solchen Faellen geschieht, sondern auch einfach so, wenn mal wieder ein “Millionario” (alle die eine sehr grosse Finca oder ein Auto haben) sehr unbeliebt ist und ein gut organisiertes Team eine Finca dieses Millionarios besetzt. Wie gesagt – fast keine Chance.
Bericht 17. Mai
Ich muss mich endlich mal wieder mit einem Bericht melden, also fange ich mal an und hoffe, dass ich nicht schon allzu viel wieder vergessen habe. Vor etwa 3 Wochen gab es ein Problem daheim mit meiner Gastfamilie. Erst wollten sie mich rausschmeissen, da die Gastmutter Rosita krank ist und sich die Krankheit verschlimmert hat, sodass sie evtl. nicht mehr kochen kann (meinte sie zumindest) und ich im April weniger gearbeitet habe und somit das Geld was ich ihnen fuer das Zimmer und das Essen zahle (115 Dollar im Monat) nicht ausreicht. Da hab ich mich dann scheisse gefuehlt und bin mit meiner Freundin und einigen Cousinen und Cousins nach Tonsupa an den Strand gefahren. Hinzu bin ich alleine im Bus gefahren und habe dort in Atacames (Partystadt) am Strand auf sie gewartet, dann sind wir direkt in ein Hotel gefahren, wo ein Onkel sich eine Wohnung gekauft hat und dort haben wir dann nach stundenlangem Baden und Spielen im Pool auch alle uebernachtet. Eng wars. Am naechsten Tag sind wir wieder nach Atacames gefahren und haben uns dort einige Bierchen, Milchshakes, Fruchtsalte und Co. gegoennt. Einfach krass wie billig diese Sachen auch direkt am Strand sind. Und wie lecker! Bei der Autofahrt vom Strand in Atacames nach Tonsupa ins Hotel (20 Min.) wurden wir von der Polizei kontrolliert. Unser Fahrer besoffen und ohne Papiere. Wir standen etwa eine halbe Stunde nur dumm rum, bis es dann hiess "veinte dólares" (20 Dollar) - wir gaben dem polizisten 5 und gut wars. Das ganze Gebiet an der Kueste war dank Feiertag am 1. Mai total ueberfuellt, die Strassen voll und der Verkehr praktisch nur in eine Richtung - so ging es also am Sonntag nach einem kurzen Sonnenbad am Strand wieder in einer einzigen Autokolonne wieder nach Hause. Die Woche drauf habe ich also sehr viel gearbeitet, auch um meine paar fehlenden Stunden vom April wieder reinzuholen. Kaffee ernten, Unkraut umsensen, Kakao ernten und hacken und nachts nach dem Abendessen noch ca. 45 Minuten alles Geschirr abwaschen und die Kueche saeubern. Rosita hat sich fuer ihre Attacke gegen mich entschuldigt und meinte, es sei nun wieder alles wie frueher. Ohne Probleme. Und bis jetzt laeufts auch sehr gut mit ihr, Dubal und Sebastian. Letzten Freitag bin ich wegen Durchfalls und Kotzanfaellen zum Arzt gegangen, ich hatte Salmonellen sowie kleine Mitbewohner namens Vichos (Wuermer). Jetzetle ist aber alles wieder heil - zumindest fuehle ich mich so. Morgen beenden die ersten 4 Zivikollegen ihren Dienst, deshalb haben wir uns gestern Abend alle getroffen und sind fuer 12 Dollar gut Essen gegangen. Pfannkuchen mit Champinonsosse, Pute und Schwein (frisch und am Stueck) mit Reis, Kartoffelbrei und jede Menge Salat und Co. Als Nachtisch Kaesekuchen. Hammergeiles Essen - nur etwas teuer. Zu trinken gab es Arazá-Saft (der geilste ueberhaupt) und Ron-Cola. Wie man Pfannkuchen backt hat jetzt auch Rosita gelernt und macht morgens ab und zu frische Pfannkuchen zum Fruehstueck. Spaetzle und Co. kennt man hier inzwischen auch schon, diesen Sonntag werde ich wahrscheinlich mit meiner Freundin eine geile Lasagne backen. Auch heute gibts nochmal eine Abschiedsfeier mit den Gastfamilien und Freunden. Meine Gastfamilie kommt nicht, da immer jemand im Haus bleiben muss (Diebe) und weil es auch keine Chance gibt nach 21 Uhr von Pto. Quito zurueck nach La Abundancia zu fahren. Ich bleibe also die Nacht in Pto. Quito, danach denke ich helfe ich dort noch beim Buechersortieren und dann fahre ich (nach-)mittags nach Quito um mal endlich wieder meine Freundin zu sehen. Denn das letzte Wochenende bin ich daheim geblieben, um Stunden nachzuholen und sie hatte auch keine Zeit. Von Quito aus werde ich euch dann auch mal wieder ein paar neue Bilder hochladen. Bis denne, chao
Bericht 22. Mai
Eben bin ich vom Arzt gekommen, es wurde mal wieder Zeit mich untersuchen zu lassen. Denn seit Samstag hab ich Durchfall und Magen-, manchmal auch Kopfschmerzen. Ich habe irgendeine Magen-Darm-Infektion und renne staendig aufs Klo, wiege jetzt auch nurnoch 53 Kilo. "hijo de puta" sagte der Doc als er mich abgetastet hat und ich meinte dass ich ca. 10x am Tag aufs Klo muss. Naja egal der fluessige "Scheissetest" hat dann jedenfalls die Magen-Darm-Infektion festgestellt. Direkt danach bin ich hierher nach "La Concordia" gefahren, um ins Internet zu gehen und euch zu schreiben. Normalerweise braucht der Bus etwa 3 Minuten vom Krankenhaus in "La Independencia" nach "La Concordia", aber da ich in einen abgefuckten Bus "Transincia" eingestiegen bin, ging es erstmal zu einer Bummelfahrt durchs ganze Dorf und ich war dann etwa 25 Minuten spaeter dort wo ich hinwollte - in "La Concordia". Immerhin musste ich dafuer nicht den Bus-Mindestpreis von $0.50 bezahlen, sondern den Bummelpreis von nur $0.20 und habe dabei noch einige unbekannte Ecken sehen koennen.
Am Wochenende war ich wieder in Quito bei meiner Rosa, bei der Rueckfahrt habe ich mit $7.61 das Haus verlassen, bin fuer $0.25 mit dem Bus zur Post gefahren, habe dort $6.00 liegen lassen. Mir blieben noch $1.36 zu einem Fruehstueck und zur Fahrt nach Hause ($4.00). Naja erstmal zur grossen Hauptstrasse "Occidental" gefahren- Kosten: $0.25 und dann nach "Mitad del Mundo" ($0.40) um dort per Anhalter weiter zu kommen. Aber erst brauchte ich noch mein Essen. Wasser war schnell gefunden, aber leider nicht wie normal fuer $0.25, sondern fuer $0.40. Mir blieben also $0.31 - was bekommt man fuer $0.31 zu essen? Bei ner kleinen Tienda gefragt ob sie mir den Plátano (Kochbanane) auch alleine ohne Zutaten verkauft. $0.50 wollte die Hexe. Nen scheiss wir verkaufen die Plátanos fuer weniger als $0.01 pro Stueck. Ich bot ihr also mal meine $0.31 fuer zwei. Aber nein - nichmal eins wollte sie mir dafuer geben. Scheisse, also bleibt noch Brot. Wo gibts ne Baeckerei? Nirgends. Scheisse, also mal den Buckel hoch um dann nach etwa einer halben Stunde endlich eine Tienda mit Broetchenverkauf gefunden. Also hab ich mir drei Broetchen zu $0.30 gekauft und mir blieb mein schoenes kleines 1-Cent-Stueckchen. Ich stand mit dem Finger draussen an der Strasse, keiner wollte mich mitnehmen und ich fuehlte mich an dem Ort irgendwie scheisse und beobachtet - hatte auch meine Kamera im Gepaeck.. Nach etwa 50 Minuten und 3 Bussen hat dann endlich ein Wagen angehalten. Eine dicke haessliche Frau die Angst hat alleine zu fahren. Kurz vor "Los Bancos" wo sie hinwollte, hat sie noch fast einen Unfall gebaut, sie ist zu schnell in die Kurve rein und ist auf die andere Fahrbahn abgekommen. Und dann hat es noch angefangen zu regnen. Ficken jetzt, wie soll ich denn per Anhalter jetzt noch nach Hause kommen in dem Regen? Die dicke Frau hatte $2.00 dabei und kaum mehr Benzin - sie tankte fuer $1.00 und gab mir ihren letzten Dollar, damit ich im Bus weiter fahren konnte. Nur dumm, dass die Busfahrt von "Los Bancos" bis zu mir halt $1.75 kostet. Also stand ich erstmal dumm im Regen und hab gehofft dass mich jemand mitnimmt. Nichts. Nach nochmals etwa 50 Minuten bin ich dann halt einfach in den Bus eingestiegen, hab mich zwischen die huebschen Schulmaedels gesetzt und hab den "Oficial" (Kassierer im Bus) gefragt, bis wohin er mich fuer meinen letzten Dollar bringt. Sehr freundlich der Kerle, meinte es sei kein Problem bis nach "La Abundancía" wo ich wohne. Cool.