Zivildienst in Ecuador
  Berichte (Okt - Jan)
 

So, da bin ich wieder!
Die ersten 6 Wochen hab ich jetzt genauer in Tagebuch-Form geschrieben, jetzt werde ich nurnoch die wichtigsten und interessantesten Sachen schreiben
Mein einer 2 GB Memory Stick von der Kamera mit etwa 350 Bildern ist glaub kaputt, ich kann also nur die neuesten (seit Mittwoch mit anderem Chip) Bilder hochladen. Nachher werd ich mal zu einem Fotogeschaeft gehen und hoffe, dass die das irgendwie wieder hinkriegen, denn sonst sind 200 Bilder verloren...

Nochmal zum Klima – eigentlich wohne ich hier mitten im Urwald. Aber eben nur eigentlich, denn das meiste Land wurde gerhodet und zu Fincas umgewandelt. Natuerlichen Urwald (Bosque Primario) gibt es leider nurnoch kleinere Flaechen.
Das Wetter war in den ersten 5 Wochen hier noch sehr frisch. Aber jetzt, wo die Sonne oefter rauskommt und auf die Haut und Kleidung knallt, ist es schon verdammt heiss. Aber warten wir erst mal einen richtigen Sonnentag ab und freuen uns auf die Regenzeit im Winter/Fruehling. Da wird es dann noch richtig schoen feuchtheiss…. Regen gibt es bis jetzt auch nicht wirklich viel, meistens ist es nur sehr feiner Nieselregen, der runterkommt.
Ueberall an meinem Koerper (ja, leider wirklich ueberall) habe ich Moskitostiche und evtl. auch Zeckenstiche, vor allem an den Fuessen, den Ellenbogen und am rechten Arm. Auaaaa

Alle paar Tage (manchmal auch nur Stunden) gibts hier einen Stromausfall. Meistens nur fuer einige Minuten, manchmal dauerts aber auch laenger einige Stunden. Ist halt doof wenn man grad Fernsehen will, man unter der Dusche steht oder Computer unterrichtet…
Am Sonntag (09.09.) waren wir Deutschen mit Edwin, seiner Freundin und Luis an der Laguna Azul. Dort sind wir erst durch den Urwald gelaufen, sind den Berg halb runtergerutscht, haben uns dreckig gemacht und unten angekommen mussten wir dann im Fluss weiterlaufen. Hehe, ich war natuerlich der einzige der die richtigen Schuhe dabei hatte, meine Wasserschuhe fuer 6 Euro Die anderen mussten barfuss oder mit den Turnschuhen im Fluss gehen. Was heisst gehen? Es war auch viel klettern dabei.. dort angekommen haben wir dann die andere Gruppe getroffen, die den normalen Weg gegangen ist und sind erstmal gediegen ins Wasser gesprungen. Der Wasserfall ist schaetzungsweise 30 Meter hoch, danach kommt erstmal ein grosses Becken zum Schwimmen und dann gehts weiter mit dem Fluss. Das Wasser ist relativ kuehl, aber das passt schon

Meine ersten Tage mit Uebelkeit (ahoi Klo) hab ich jetzt auch hinter mir. Das Essen oder die Getraenke daheim muessen in den letzten Tagen irgendwie schlecht gewesen sein und als ich mir beim Strassenverkaeufer eine Empanada (Teigtasche mit Kaese oder Fleisch) gekauft habe, musste ich auch schnellstens aufs Klo. Und es ist echt scheisse, wenn es einem hier nicht gut geht. Man muss ja irgendwie seine 8 Stunden am Tag arbeiten (bis jetzt hatte ich meistens 44-47 Stunden-Wochen), man hat aber keine Lust. Auf der Finca kommt nich hinzu, dass ich eine richtig dicke Blase auf der rechten Hand habe – die kommt wohl von meinem neuen Lieblingsspielzeug, der Machete. Gescheit arbeiten kann ich gerade nicht mehr. Und in der Schule kommt es auch ganz auf meine Verfassung an, wie die Kinder mitmachen. Als es mir nicht gut ging und nur wenig gegessen habe, hat mir die Escuela und vor allem das Colegio ueberhaupt kein Spass gemacht. Meine Muedigkeit und schlechte Laune hat sich wohl auch auf die Kinder uebertragen… naja jetzt ist jedenfalls wieder alles im Lot, es macht (meistens) wieder Spass mit den Kindern und Jugendlichen zu arbeiten.

Nachdem wir am Samstag (08.09.) den Kakao zum Trocknen vor dem Haus verteilt haben, hat es fuer die naechsten 5 Tage ueberall gestunken, wegen dem kamen massenweise kleine schwarze Kaefer angeflogen, die sich dann um (und auch im) Haus verteilt haben. Baeh. Nach den 5 Tagen sind sie dann alle verreckt und jetzt liegen ueberall diese haesslichen toten Kaefer rum…

An den Tagen nach dem Sport heisst es dann immer profe, me duele aqui… haben sie mal wieder Muskelkater vom vielen Training. Ich aber auch Ich habe also hunderte Stiche, Muskelkater, Flitzekacke und seit Montag (17.09.) auch noch eine fette Blase auf der rechten Hand. Die hab ich mir bei der Arbeit mit meinem neuen Lieblingsspielzeug, der Machete, geholt, als ich mit Dubal und Rogelio die ganzen Pflanzen weggesenst habe.

Immer wenn ich auf der Strasse unterwegs bin, egal mit was und in welche Richtung, heisst es immer wieder buenas tardes professor oder hola profe Martin oder sogar gjuten tack (Aussprache mangelhaft)– manchmal (er-)kenne ich die Personen gar nicht, ich scheine hier aber jedenfalls bekannt zu sein. Das ist schon irgendwie cool, ich freue mich jedes Mal

Abends nach dem Abendessen (ca. 19.30) wird immer noch eine halbe Stunde ueber irgendwas geredet, danach gibts Cobras y Lagartos (Telenovela) auf EcuaVisa (der einzige TV-Sender, den wir klar empfangen) und dann so um 21.30 ins Bett.
Andere Telenovelas sind eigentlich alle super scheisse, sind voll mit Emotionen und total uebertrieben. Werbung kommt hier mindestens genauso viel wie in Deutschland.

A Propos Asamblea: ich habe mal Milton gefragt, ob er weiss was die Kandidaten und die Parteien veraendern und durchsetzen wollen. Antwort: Alvaro Noboa (der einzig grosse Gegner von Praesident Correa) will in die Asamblea, um sie spaeter aufzuloesen und auch sonst will er genau das Gegenteil machen, wie Correa. Von den anderen Kandidaten und Parteien hat er keine Ahnung. Und wenn es Milton schon nicht weiss, dann wissen es wirklich nur die wenigsten… letztendlich wird wohl eh Correa (Lista 35) vor Noboa (Lista 7) gewinnen und danach werden die Parteien kommen, die am meisten auf das Vaterland Ecuador wettern und den Wechsel (Cambio) hervorschwoeren.

Am Freitag (14.09.) hatten wir keinen Unterricht, sondern sind mit einer Camioneta (PickUp) nach Puerto Quito zu einem Fussballturnier gefahren. Dort treffen dann die Schulmannschaften gegeneinander an, die Jungs haben gewonnen und spielen diesen Freitag weiter in der 2. Runde, die Madels sind ausgeschieden. Auch am Samstag gab es ein Fussballturnier im Recinto San Marcos, dort haben die Jungs verloren und die Maedels alles gewonnen.
Nachmittags bin ich dann mal nach Puerto Quito losgezogen um dort mein erstes Mal seit 3 Wochen wieder Party zu machen. Milton hatte mir einen kostenlosen Schlafplatz bei seiner Schwester besorgt (ab naechstes Mal werde ich allerdings bei Lewe uebernachten das ist viel geschickter), hat mir das Hotel gezeigt, in dem seine Frau Mary arbeitet. Das Grand Hotel ist das Beste in Puerto Quito, hat 16 Zimmer, Pool und Restaurant. Danach sind Milton und ich zu seinem Haus gegangen, es leben er, 2 Frauen und 9 Kinder im Haus. Seine anderen 3 Kinder (er hat 12 Kinder von 3 Frauen) wohnen anderswo. Sebastian wohnt bei mir, ein eine andere kleine Tochter wohnt bei anderen Verwandten und die groesste (16) wohnt schon allein.
Mit Cristhian, sein Zweitaeltester (14), bin ich dann in Richtung Disco losgezogen, dann haben wir dann noch Lewe und Christian getroffen und dann gabs erstmal gutes Pilsener. Am naechsten Tag war ich wieder mit Cristhian unterwegs am Strand vom Rio Caoni. Das ist schon richtig geil dort. Der Fluss ist etwas breiter und langsamer, das Wasser ist frisch aber gut angenehm, ueberall sind Menschen im Wasser, dort springen die Kinder die Klippen runter und dort ist eine Liane zum reinspringen. Genial. Und direkt am Strand gibts noch 2 Discotheken mit lauter und guter Musik. Dort wird schon mittags um 14 Uhr jede Menge getanzt und Bier getrunken. Man kann also erst ne Runde schwimmen, dann kann man tanzen gehen (nass oder trocken, mit Badeshort oder langer Hose), sich nochmal im Wasser abkuehlen und abends noch gediegen am Fluss sitzen, die Musik von der Disco geniessen und ein schoenes Pilsener trinken.
Abends bin ich dann mit Julian (habe ich am Strand getroffen) mit dem Bus heimgefahren (er wohnt etwa auf halbem Weg, muss dann aber noch eine Stunde in Richtung Pampa laufen). Der Busfahrer war eigentlich leer und auf dem Heimweg, hat uns aber trotzdem noch mitgenommen. Und das dann auch noch gratis

Nachmittags arbeite ich immer auf der Finca, meistens zusammen mit Dubal und/oder Rogelio (Rogelio ist Dubals Bruder, der derzeit bei uns wohnt), manchmal ziehe ich alleine los und ernte etwas Kakao oder metzle die kleinen Pflanzen um. Manchmal hab ich dann nicht grad den Ueberblick wo ich grad bin, aber egal hauptsache die Tuete oder der Eimer wird voll. Zu zweit oder zu dritt ist natuerlich schoener zu arbeiten, Dubal hat immer was zum labern - manchmal auch etwas zu viel, dann reichts...

Nachts gibts hier alle paar Tage wieder irgend eine dumme Hundeaction, alle Hunde der Nachbarschaft fangen an zu bellen und das geht dann auch eine ganze Weile. Um kurz vor 5 faengt dann der Hahn an zu kraehen (den hoere ich zum Glueck aber nur selten) und das Gequietsche von den unterschiedlichsten Viechern geht los. Aber wie gesagt, meistens schlafe ich weiter ohne das Gekraehe oder Gequietsche zu hoeren.

Das Essen hier schmeckt weiterhin lecker, aber ich vermisse schon das gute Kalbsschnitzel mit Spaetzle und Sosse… aber naja Huehnchen mit Reis, Banane, Yukka, Kartoffeln und Bohnen ist auch ganz ok. Ab und an gibts auch Rind und Schwein und wenn es mal Nudeln gibt, dann esse ich auch ohne Hunger eine grosse Portion. Denn so Nudeln sind einfach was Tolles Zum Fruehstueck gibts meistens entweder Empanada (Teigtasche mit Kaese) oder Toast mit Kaese. Und zu trinken gibts viel Wasser, Saft, Cola und Kakao

Wenn ich hier nach netten Maedels schaue, muss ich immer wieder feststellen, dass ich in die Kinderabteilung gegriffen hab… denn sie sehen oft aelter aus als sie sind – oder dass ich sogar in die Babyabteilung gegriffen hab, da viele Maedels ueber 16,17 schon Kinder haben. Viele von den Kindern wachsen erstmal ohne Vater auf, die Maenner gibts nicht. Und wenn es sie gibt, dann sind es zwar Maenner, aber keine Vaeter.

Am Montag, 8. Oktober gibts einen 10km-Lauf von Puerto Rico nach Puerto Quito - leider gehts da fast nur abwaerts - an dem ich teilnehmen will. Trotz haeufigem und hartem Training steht jetzt schon fest, dass ich nicht unter die besten zwei komme. Denn jeden Donnerstag um 17 Uhr treff ich mich mit Victor und Freddy zum Joggen. Bis jetzt wars zwei Mal an denen es hiess "suave no mas" - und die dann losgesprintet sind wie die Idioten. Freddy laeuft 10km in 32 Minuten und Victor etwa in 34-35 Min. Die ersten 2 km konnte ich dem Tempo noch standhalten, danach war bei mir aber echt tote Hose, ich bin noch 2 km etwas langsamer mit Victor gelaufen und hab dann aufgegeben.. und diesen Donnerstag haben wir sieben 800m-Sprints gemacht, das kann ich ja eh nicht leiden.. aber das muss halt auch mal sein.... danach gehts dann ab zum Rio und abkuehlen, gediegen reinspringen und dann wieder heim.
Bei mir in der Gegend (La Cadena, 10 de Agosto, San Francisco, La Abundancia) bin ich teilweise auch schon als der Laeufer bekannt. Es war jetzt schon zwei Mal Besuch in unserem Haus die mich dann fragten, ob ich derjenige sei, der dort rumjoggt...

Also Donnerstags ist um 17 Uhr in Puerto Quito zum Joggen, montags und mittwochs um 17 Uhr zum Joggen mit den Kindern und dienstags um 17 Uhr Englisch fuer alle ab Klasse 5, fuer Eltern und Andere.

Am letzten Samstag (22.09.) wollte ich eigentlich an einem Roten Kreuz Kurs teilnehmen und dann noch gediegen am Fluss chillen, aber in der Nacht gings mir richtig schlecht und ich hab das ganze Bad vollgekotzt (ein paar Sekunden zu spaet) und bin dann lieber daheim geblieben. 2 Tage spaeter hat dann Rosita gekotzt und krank sind sie auch immer wieder mit etwas Grippe.

Am 26. September ist in Ecuador Dia de la Bandera (Tag der Nationalflagge), die Kinder in der Schule ziehen ihre Uniformen und feine Schuhe an, einige haben weisse Handschuhe und irgendwelche Dinger um, es werden alle wichtigen Hymnen (Ecuador, Provinz Pichincha, Kanton Puerto Quito) gesungen, andere Lieder werden gesungen, es werden Reden gehalten und insgesamt sieht es aus wie eine Militaerparade mit salutieren, Gleichschritt und Fahnen.

Gekocht wird hier allgemein mit sehr sehr viel Fett. Reis mit etwas Oel, Nudeln mit sehr viel Oel, die Empanadas schmecken mir daheim gar nicht, da sie eigentlich nur nach dem haesslichen Oel schmecken anstatt nach Kaese-Teigtasche... Essen tu ich hier sehr schnell, im Winter kann ich ja mal ein Spaghetti-Wettessen mit meinem Bruder machen - vielleicht schaff ichs

Am Freitag (28.09.) bin ich nach der Schule mit dem Bus nach Quito gefahren, hab dort Valli und Tobi R. vom anderen Projekt getroffen und wir konnten auch alle bei Vallis Familie in Quito uebernachten. Die Mutter ist extrem nett, unterhaelt sich viel mit uns und macht geiles Essen. Heute Samstag haben wir dann noch den anderen Tobi getroffen und sind dann zum Kywi (sowas wie Obi) gegangen, sie haben einiges gekauft, danach haben wir ein paar Fotos entwickeln lassen und jetzt sitz ich hier im Internet, die anderen 3 sind noch ins Zentrum zum einkaufen gefahren. Gestern haben wir natuerlich ewig ueber unsere Projekte geredet. Die Arbeit von ihnen in Atahualpa/Mojandita ist noch ein ganzes Stueck krasser als bei uns in Puerto Quito.

Geld ausgeben zu ich in Puerto Quito so gut wie gar keins, zur Arbeit wird gelaufen, mit dem Fahrrad gefahren oder es nimmt mich jemand auf dem Motorrad mit, nur nach Puerto kostet der Bus 25 cent pro Fahrt fuer Lehrer. Manchmal fahre ich aber lieber per Anhalter weils einfach schneller ist und meistens dann auch nichts kostet. Wenn man das Internet, meine Gummistiefel und Schuhe ausnimmt, habe ich glaube mehr geschenkt bekommen als ich ausgegeben habe. Denn von den Kindern krieg ich oft Fruechte oder Suessigkeiten, man kriegt oft irgendwo Bier in einen Becher gefuellt usw.
Hier ist es auch so, dass wenn man mit den Leuten ein paar Minuten redet oder man nur Interesse zeigt indem man z.B. fragt was das fuer eine Frucht sei, man gleich ein Freund ist und danach nicht mit leeren Haenden dasteht..





Bericht 14. Oktober


Wie letztes Mal schon geschrieben, ist einer meiner Memory Sticks (Speichermedium fuer meine Kamera) kaputt, es sind also 200 bis 250 Bilder am Arsch… naja die moisten Fotos kann ich nochmal machen, da ich ja noch nicht allzu viel rumgekommen bin.

Ich sitze gerade (Samstag 13.30 Uhr) in meinem Klassenzimmer der Escuela San Francisco – also der Schule, die immer gewinnt. Ernst, bei fast jedem Sportwettbewerb an denen viele verschiedene Schulen des Kantons teilnehmen, sind meine Schueler die ersten. Nur beim Indòr Futbòl reichts nicht ganz, aber da gibts auch kaum was zu gewinnen, also egal Bei den Leichtatlethikwettbewerben gibt es hier geile Preise. Schon die kleinen Kinder gewinnen 15 Dollar (gesponsort von Steuergeldern) als Gewinner und somit fahren wir immer mit etwas mehr Geld wieder zurueck zur Escuela San Francisco wie als wir hingefahren sind.
Wenn man hier als Erwachsener einer der besten Laeufer ist, gehoert man schon zur oberen Gehaltsschicht der Ecuatorianer. Der Gewinner des 10km Laufs in Puerto Quito hat 800 Dollar gewonnen, in anderen Staedten bekommt man bis zu 2000 Dollar als Gewinner, aber auch als 2. oder 3. kann man sehr sehr gut leben. Die Laeufe hier sind allerdings anders als in Deutschland. Hier nehmen nur die besten Laeufer des Landes (die kommen von ueberall hergefahren) teil und eben ein paar Leute (meistens Kinder) aus der Gegend teil. Zum Glueck war ich krank als der 10km Lauf hier war…

In der Schule gehe ich den Unterricht relativ gediegen an, in Englisch muss man sowieso alles 100 Mal wiederholen und beim Computerunterricht koennen auch nur maximal zwei Kinder arbeiten, mit den anderen rede ich dann ueber irgendwas, andere Aufgaben gibts selten, da ich nicht weiss was man im Computerunterricht sonst noch machen soll. Im Colegio wissen die Schueler genau so viel wie ich, koennen mit Word perfekt umgehen. Ausser Word gibt es leider nur noch Excel (kann ich selbst nicht) und Encarta… dann heisst es in Encarta rumspielen, irgendwelche Sachen lesen und anschauen. Irgendwann wird das sicher auch langweilig, mal schauen ob ich im Rathaus oder sonstwo noch irgendwelche Programme besorgen kann. Paint waere ja schonmal ein prima Anfang.

Heute frueh ist auch Rojelio, der Bruder von Dubal, der jetzt fuer etwa einen Monat bei uns gewohnt hat, wieder ausgezogen und nach Quininde gefahren. Dort will er sich 5 Hektar Land kaufen und etwas Kakao und Kaffee anbauen.
Irgendwie sind hier auch alle Leute irgendwie miteinander verwandt. Rosita kommt aus der Provinz Bolivar, hat aber einen Onkel hier der nur 10 Minuten entfernt wohnt. Dubal kommt aus der Provinz Los Rios und ist der Onkel von meinen Schuelern Veronica (7. Klasse) und Glener (3. Klasse) sowie von Luis, meinem besten Kumpel hier.
Mit Luis (16) war ich in den letzten 2 Wochen viel unterwegs, Schwimmen und Saufen in Puerto Quito, Fussball spielen dort, in La Concordia um seine Herzensfrau zu treffen. Achja Herzensfrau… die beiden kannten sich bis vor 5 Tagen nur wenig. Luis war halt verliebt. Dann haben wir sie in La Concordia getroffen (leben tut sie aber in San Marcos, das naechste Recinto) und sind im Bus gemeinsam heimgefahren. Ich hab die beiden natuerlich allein gelassen. Naja abends beim Joggen und Fussball spielen erzaehlt er mir dann, dass er sie in 10 Tagen (!!) heiraten will. Ich dachte natuerlich erstmal er labert Muell, aber ist scheinbar nicht so. Naja ich hab ihn dann mal etwas ausgefragt ob er das wirklich will mit 16 Jahren, ob er schon andere Maedels hatte (dumme Frage, in Ecuador gehts ja schon einiges frueher ab…) und wie er es sich nach der Hochzeit vorstellt. Klar will er, aber er gibt sogar zu, dass die Hochzeit loco (verrueckt) sei. Seinen Eltern ist das egal, sie fuehlen sich nicht mehr fuer ihn verantwortlich. Jedenfalls will er nach der Hochzeit mit seiner Chica abhauen in Richtung Kueste und dort leben. Was zu arbeiten weiss er noch nicht, aber ein Motorrad muss her. Natuerlich ohne Fuehrerschein. Und dass er fuer 2 Monate ins Gefaengnis musste, weil er unerlaubt mit dem Motorrad unterwegs war, ist auch egal. Er war zwar nur 2 Tage im Gefaengnis, hat dann aber die Polizei mit 200 Dollar geschmiert (das ist normal hier) und konnte wieder heim. Dafuer dass seine Eltern ihm die 200 Dollar gegeben haben, geht er jetzt nicht mehr aufs Colegio sondern arbeitet auf der Finca. Aber die 200 Dollar haben sich schon gelohnt. Im Gefaengnis wird man geschlagen, das Essen ist katastrophal eklig sagt er.
Naja schauen wir mal, heute in 7 Tagen wird er wohl heiraten und ich muss mir jemanden anderes suchen, der mich zu jedem Scheiss ueberredet und der sich auch zu jedem anderen Scheiss ueberreden laesst

Ein anderes Beispiel fuer “Fruehreife” ist eine meiner Schuelerinnen im Colegio, die jetzt mit gerade 18 Jahren im 9. Monat schwanger ist mit ihrem dritten Kind. Kein Wunder, dass sie mit 18 noch in die 8. Klasse geht…
Andere Person im Colegio: Edison, 8. Klasse, Problemfall Eindeutig das schlaueste Kind des Colegios, gewinnt im Englischunterricht auch alleine gegen alle anderen aber hat keinen Schimmer von Disziplin oder Aehnlichem. Staendig laeuft er im Zimmer rum, sagt irgendwelche englischen Saetze oder Woerter (die anderen verstehen gar nicht, was er sagt) vor sich hin, schreibt nicht mit und macht auf keinen Fall das, was man ihm sagt. Auch der Direktor, ein wirklich strenger ernster Mann, hat es schon aufgegeben ihm irgendwas klarzumachen. Sonst ist der Edison eigentlich ganz nett, aber im Unterricht ist er dann doch ein AK (die letzten Zivis tauften solche Kinder auf ArschlochKinder). Naja egal, be idem was ich so von den anderen Deutschen hoere bin ich doch sehr zufrieden mit meinen Kindern.

Ahem ich muss das kurz schreiben, weil es im Moment passiert ist. Rechts auf meinem Schreibtisch bewegt sich was. Aaah ein Huhn. Herrje was sucht dieses Vieh hier drin?? Zack fliegt ein Ei auf den Boden. Jedenfalls hab ich jetzt 5 frische Eier auf meinem Schreibtisch… wer will?
Und wo wir gerade bei Huehnern sind: Wir haben vorgestern wieder ein Huhn geschlachtet, dummerweise war das die Mutter von 2 kleinen Kuecken, wovon eines schon tot ist und das andere quetscht jetzt die ganze Zeit im Haus rum, man kann sich dem Tier problemlos naehern und es auch auf die Hand nehmen und streicheln. Normalerweise ist es ja ziemlich schwer ein Huhn oder Kuecken zu fangen, aber das kleine Ding sucht einfach eine Mutter…

Letzten Samstag war ein Schulfest in meiner Escuela, morgens ein Fussballturnier fuer Kinder (Schule gegen Schule), nachmittags Fussballturnier fuer Erwachsene (Recinto gegen Recinto) und abends Tanz. Ich hatte die Woche davor taeglich Folklore geuebt, an dem Abend wurde dann der Tanz mit 6 Paaren vorgefuehrt. Fuer die passende Kleidung musste ich 4 Dollar zahlen, hat aber trotzdem Spass gemacht. Und anstrengend ist das, baeh. Danach hiess es dann Salsa und Reggaeton tanzen, kann ich zwar beides nicht aber egal… geschlafen hab ich dann bei meiner Lehrerin im Haus (die Haeuser der Lehrer sind immer direkt auf dem Schulgelaende). Zu dritt im Ein-Mann-Bett mit dem Sohnemann (5. Klasse) und dem Cousin, auf dem Boden weitere 6 Kinder zwischen 0 und 6 Jahren. Heidenei da fiel das schlafen trotz viel Bier schwer….
Da wir ja alle an diesem Samstag so viel gearbeitet haben und so wenig geschlafen haben, konnten wir am Montag keinen Unterricht machen
Auch sonst faellt hier ziemlich viel Schulzeit aus. Es gibt immer wieder irgendwelche Wettbewerbe, Taenze werden waehrend der Schulzeit eingeuebt oder es gibt irgendwo eine Parade.
Gestern am Freitag (12.10.) war eine Parade in Puerto Quito, bei der alle Schulen (Escuelas und Colegios) des Kantons teilgenommen haben. Tausende, ja, tausende. Alle mit ihren Schicken Uniformen, die Grossen mit Fahnen, Schildern und weissen Handschuhen und als Begleitung live Militaergetoese. Bis dann alle Schulen einmal durch das Dorf marschiert sind vergingen einige Stunden, danach gab es gratis Mittagessen fuer alle Lehrer. Waehrend des Marsches waren alle Leute von Puerto Quito auf der Strasse, haben zugeschaut und teilweise applaudiert.
Hingefahren zur Parade (desfile) sind wir – wie immer – mit dem uralten PickUp von Galo. Eigentlich ja eher gedacht fuer Vieh- und Warentransporte, aber er ist eben der einzige, der ein Auto hat. Diesmal war die Ladeflaeche gerammelt voll, die ganzen Kinder, ein paar dicke Muetter und ich. Mehr ging nicht. Die Lehrerin mit ihren 3 Kindern, Ehemann, Bruder und Sohn sowie 2 Schuelerinnen vom Colegio (insgesamt 10 Leute) sind im VW Kaefer hinterher gefahren. Man beachte die Zahl 10 und die beiden Woerter VW und Kaefer!

Abends kicke ich oefters noch mit den anderen Jugendlichen vom Recinto San Francisco. Da ist dann das halbe Dorf versammelt, die Muetter und Omis mit ihren kleinen Kindern, die Vaeter unter sich beim Billard spielen, die groesseren Kinder irgendwo rumtollend.

Wenn ich morgens etwas spaet bin oder es sonst eilig habe irgendwo hin zu kommen, fahre ich per Anhalter, sonst im Bus was ja als Lehrer auch immer nur 25 Cent kostet. Die meisten Kassierer im Bus glauben mir, dass ich Lehrer bin. Mit anderen muss ich diskutieren oder seit Neuem auch nur meinen Lehrerausweis auspacken.
Die Busse, die durch den Kanton fahren haben alle mehr oder weniger die gleiche Strecke. Einige fahren von Quito nach Santa Domingo, andere von Los Bancos nach Esmeraldas, die Strasse jedoch ist immer die gleiche. In den groesseren Staedten halten die Busse immer fuer 10-20 Minuten an und dann faehrt etwa alle 20 Minuten wieder einer los. Klappt wunderbar. Das Problem liegt in Puerto Quito. Es gibt eine Strasse durch die Stadt durch und eine Umgehungsstrasse. Einige Busse fahren in die Stadt rein und halten dort wieder fuer einige Minuten, andere Busse duesen die Umgehungsstrasse durch. So kommt es also vor, dass ein Bus von der Stadt gleichzeitig mit einem Bus der Umgehungsstrasse die Stadt verlaesst. So, jetzt geht das Rennen los. Wer nimmt die meisten Leute auf (die Busse halten dort, wo die Leute an der Strasse stehen) und wer kassiert mehr Kohle? Also Full Speed, die Kurven schoen eng nehmen und keine Angst vor gewagten Ueberholvorgaengen. Wer ein- oder aussteigen will, der hat gefaelligst auf- bzw. abzuspringen, Denn Zeit ist Geld. Es sind viele verschiedene Busgesellschaften, also Konkurrenz pur: Kennedy, Aloag, San Pedrito, G. Zambrano, Sto. Domingo, Trans Esmeraldas, Zaracay und noch 2, 3 mehr.

Wenn ich versuche hier Englisch zu reden, mit einer Hollaenderin oder Ecoadoriandern die meinen mir jetzt ihr tolles Englisch auftischen zu muessen, dann wird das irgendwie nix. Mein Englisch enthaelt etwa 50% englische Woerter, die anderen 50% sind Spanisch. Ich kann das absolut nicht auseinander halten… naja die Leute verstehens

So jetzt will ich mal alle gruessen, die das hier lesen!! Ein ganz dicker Gruss geht an meine Omi!

Aus Deutschland oder dem Ausland krieg ich hier so gut wie gar nichts mit. Auch wenn ich immer die Televistazo (News auf EcuaVisa) anschaue. Das liegt einerseits daran, dass kaum News aus dem Ausland gezeigt werden und andererseits daran, dass ich zwar in den Fernseher schaue, aber – weshalb auch immer – nicht zuhoere. Das gleiche gilt auch fuer alle anderen Sendungen im Fernsehen. Ich bin immer irgendwie am Denken oder Traeumen…
Meine letzten Eindruecke aus Deutschland kommen von der Busfahrt von Quito hierher, als ein uraltes deutsches Hiphop-Lied und etwas spaeter ein Lied von EAV gespielt wurden.

Die letzten Tage habe ich kaum auf der Finca gearbeitet. Dafuer war ich viel in Puerto Quito und habe beim Roten Kreuz geholfen. Rotes Kreuz bedeutet einfache Arbeitsstunden abzocken und ueberall kostenlos reinkommen. Beim MotoCross Cup mussten wir keinen Eintritt zahlen, auch bei grossen Fussballspielen, bei Stierkaempfen oder irgendwelchen anderen Festivitaeten komme ich dann mit meinen Roten Kreuz Klamotten kostenlos rein. Milton ist der Koordinator vom Roten Kreuz und ist also immer mit dabei, genauso wie Sohnemann Cristhian, dann immer noch ein paar andere und meistens auch noch Max oder Lewe. Rotes Kreuz in Ecuador ist nicht gleich Rotes Kreuz in Deutschland. Das Rote Kreuz ist hier sowas wie die Freiwillige Feuerwehr, nur eben die Freiwillige Ambulancia.

Am Dienstag war ich abends bei der Familie Morales (Luis, Veronica, Glener) zum Abendessen eingeladen. Ich hab gehofft, dass es was Tolles zu Essen gibt und hab mich schon gefreut. Wow, dort angekommen ein super Geruch von leckerem Essen… nein Spass, es gab wie immer Reis mit Huhn und Banane
Dafuer habe ich jetzt ein neues Lieblingsgetraenk: jugo de arazà. Wenn ihr Arazà in Deutschland findet, dann kauft euch 2 von den Fruechten (oder 3, weil sie in D sicher nicht so saftig sind) und haut sie mit 6 Essloeffeln Zucker und einem Liter Wasser in den Mixer. Ohne Kerne natuerlich. Geiler Saft!

Gestern wollte ich abends eigentlich noch nach Puerto Quito zur Fiesta fahren, hatte aber dann doch keine Lust alleine bei dem Regen loszuziehen. Bin ich also daheim geblieben, Sebastian hat wieder irgendwelche komischen Viecher gefangen. Ein haesslicher grosser schwarzer Kaefer. Ich sag so: “buaeh que feo”, Antwort: “Si porque es negro” – nur weil er Schwarz ist Und unsere kleine schwarze Huendin wird auch haeufig “Fea” (haesslich) genannt.
Gestern hatten wir keine Lust auf dumme Telenovelas, haben wir also Musik aufgelegt und aufgedreht und guten deutschen Kirschenschnaps dazu getrunken.. dann konnte man das extreme laute Geprassel des Regens auf dem Dach auch halbwegs ueberleben. Und dabei hat es noch nichtmal wirklich stark geregnet… scheiss Blechdach


Bericht 27. Oktober


Bin ich wieder hier in La Concordia um euch Neues zu berichten.
Hierher gefahren bin ich nicht wie normal mit dem Bus, sondern mit einem uralt Lastwagen voll mit Oelpalmen. Die Hoechstgeschwindigkeit lag schaetzungsweise bei 40 km/h, genau weiss ich das nicht weil alle Anzeigen nicht funktionierten. Naja immerhin waren sie noch da… in der Fahrerkabine war es trotz kuehlem Wetter und offenen Fenstern sehr heiss, denn der gute alte Nissan-Motor gibt gut Waerme ab.. letztendlich waere es zwar schneller gewesen noch auf den Bus zu warten, aber so hab ich wenigstens wieder 25 Cent gespart.

Freitags und Sonntags geht es auf der Hauptstrasse ab. Die Quiteños (Leute aus Quito) heizzen mit ihren Autos in Richtung Strand und kommen Sonntag nachmittags wieder zurueck geheizzt. Reiseverkehr pur. Wenn 1 Auto in die eine Richtung faehrt, dann fahren 20 in die andere. Und da wird natuerlich ueberholt und gerast. Vor 2 Wochen gab es deshalb in einer Kurve bei meiner Schule einen Unfall mit einem Toten und 3 Verletzten.

Im Colegio sowie auch in der Escuela musste ich Examen fuer Englisch vorbereiten und korrigieren. Da hat sich dann wieder gezeigt, wie wenig die Schueler machen und wie wenig sie dann auch wissen. Trotz ecuatorianischer Benotung fielen die Examen sehr schlecht aus. In der Escuela hab ich sogar 2 Schueler (Klasse 4 und 5), die nicht ein einziges englisches Wort wussten. In der 7. Klasse jedoch ist ein Maedel, die alle abgefragten 74 Woerter perfekt wusste. Punkte gab es also von 0 bis 20.

Seit etwa einer Woche hat es hier jetzt nicht mehr geregnet, d.h. es gibt wieder kein Wasser im Haus. Also duschen ist am Brunnen angesagt, Zaehneputzen am Waschplatz und die Klospuelung ist der Eimer Wasser. Gestern wollte ich also Wasser vom Brunnen holen. Ja shit, der ist leer. Naja es gibt ja noch den anderen Brunnen weiter unten. Aber um das Wasser von dort zu schleppen, brauche ich den Esel oder das Pferd. Naja letztendlich hab ich halt kein Wasser geholt, da es schon fast dunkel war und es immer erstmal ein Ding ist, den Esel oder das Pferd einzufangen. Etwas Wasser gab es ja noch im Kuechentank.

Heute haben wir etwa 100 Kilo Kakao vor dem Haus liegen zum Trocknen, schaetzungsweise 120 Dollar fuer etwa 70 Arbeitsstunden. Naja vor ein paar Tagen wurden in Kolumbien 4 Tonnen fertiges Kokain gefunden und wenn man sich dann ueberlegt, wer wie viel daran verdient haette…

Die ganze letzte Woche war Party in La Abundancia, 32 jaehriges Bestehen und so, muss natuerlich ganz ganz toll gefeiert werden… Fiesta heist hier, dass Laeden, Schulen etc. geoeffnet haben, wann sie wollen. Meine Escuela hat durchgearbeitet, im Colegio sind einige Tage ausgefallen und Sebastian (geht auf die Schule in La Abundancia) hat so gut wie gar keine Schule gehabt. Naechste Woche gibts dann aber nirgends Schule, Ferien sind angesagt. Fuer mich heisst das dann viel Arbeit auf der Finca, Kakao und Kaffee ernten, Kakao hacken und eben einige Aufgaben im Haus erledigen. Auch nicht schlecht, die Arbeit macht Spass und in der Schule kotzen mich die Kleinen (Klasse 1 bis 4) gerade etwas an, da sie meinen sich staendig schlagen zu muessen. Rausschmeissen und zu 50 Liegestuetzen zu verdonnern (Strafarbeiten machen die eh nicht) ist ja noch ganz einfach, aber alle sind dann aufgebracht und einer heult…

Die Fiestas hier finde ich persoenlich nicht so prickelnd, es gibt laute Musik und Tanz, dazu irgend ein Programm mit Taenzen oder Orchester. Fehlt halt noch die richtige Tanzpartnerin… auf den Strassen gibt es bei den Festen immer jede Menge zu Essen. Das geilste ist immernoch der Grillspiess mit viel Fleisch und einem Stueck gebackener Banane fuer 25 Cent und dazu ein grosser Caipirinha fuer einen Dollar

Die letzten Tage habe ich wieder um einiges mehr auf der Finca gearbeitet, d.h. dass meine Haende jetzt wieder nicht nur etwas gebraucht aussehen sondern ziemlich. Unter den Fingernaegeln blutige Kakaoschmotze, an einigen Fingern Blasen und seit gestern auch braune (Haut??-)Fetzen, die nicht verschwinden wollen. Und natuerlich ueberall am Koerper ein paar Moskito- und Zeckenstiche und jeden Tag muss ich mich von einigen Zecken befreien.

Letzte Woche bin ich nach Puerto Quito gefahren. Dazu habe ich, wie immer, den Bus angehalten. Diesmal aber nicht den Kennedy, Aloag, Sto. Domingo etc. sondern den Trans Esmeraldas. Von vornerein hab ich mich gefragt, was an dem Busunternehmen besonders ist. Die haben die besten Busse, sind eigentlich immer fast leer. Naja seit dem ich eingestiegen bin, weiss ich es. Schnautzt mich der Kassierer gleich an, wieso ich nicht an der naechsten Haltestelle warte (wow, die haben Haltestellen?!). Fragt er mich, wohin ich fahre, ich sage: “Puerto Quito – soy profesor” – rastet er fast aus. Hihi muss er 2x anhalten und verdient nur 25 Cent dabei

Im Fernsehen wird derzeit sehr viel ueber den Klimawandel diskutiert, es werden immer wieder Bilder gezeigt und es gibt viele Dokumentationen ueber den Klimawandel und deren Folge. Wo wir grad beim Klima sind.. in Ecuador gibt es ja sozusagen 4 Klimazonen: Costa, Sierra, Oriente, Galapagos. Und in Deutschland waechst kein Kakao. Und warum? – Weil wir keine Costa haben! Hm ich habe Dubal zwar schon oefter erklaert, dass es in Deutschland keine Costa, Sierra, Oriente gibt und Kakao deshalb nicht waechst, weil es zu kalt ist. Aber irgendwie rafft er das nicht. Da es in Deutschland also zu kalt fuer Kakao ist, dann ist ganz Deutschland Sierra. Denn hier in der Sierra ist es auch kalt. Fragt sich nur, wieso es dann in Deutschland Apfelbaeume gibt, hier in der Sierra aber nicht...

Gereist in andere Staedte und Provinzen bin ich jetzt doch immernoch nicht.. naechstes Wochenende wollen wir aber nach Cuenca fahren. Mal schauen ob das was wird, ansonsten frage ich mal Freunde von hier, ob sie Bock auf ein, zwei Tage am Strand haben.

Also hauters rein, saludos a todos mis amigos en Alemania!


Bericht 1. Dezember


Nachdem der Bericht, den ich mal in meiner Schule geschrieben, nicht mehr da ist (Diskette kaputt, Schul-PC kaputt), muss ich also nochmal schreiben...
Als wir - Dúbal, Sebastián, Rogleio, Milton und ich - 2 Tage vor dem "Dia de los Muertos" (Tag der Toten) zum Friedhof in La Independencia (kurz: 48) zum anstreichen der Bobedas (hihi meine Omi weiss was das ist, der Rest muss halt evtl. nachschauen) gefahren sind, gab es einige Probleme. Erstmal sind an diesem Tag (auch an ein paar Tagen davor und danch) keine Busse gefahren. Also mussten wir lange warten, bis uns ein PickUp mitgenommen hat. Die Fahrer wissen natuerlich ganz genau, dass keine Busse fahren. D.h. sie verlangen den Bus-Mindestpreis von 50 Cent pro Person, fahren aber nur kurze Strecken. Naja mussten wir halt oefter umsteigen und haben viel Geld liegen lassen, bis wir das letzte Stueck mit der Polizei mitfahren konnten. Auf dem Friedhof angekommen machten wir uns also an die Arbeit. Haesslich ist der Friedhof - aber was solls. Auf der Rueckfahrt sind wir noch ueber La Concordia gefahren um dort kurz noch etwas einzukaufen. Und wieder gingen uns die 50 Cents weg... als wir dann auf einer Kreuzung rausgeworfen wurden, dort lange nichts kam und wir zwischenzeitlich eine Wassermelone verdrueckt haben, kam dann doch endlich noch ein PickUp. Perfekt, sogar ein Bonze mit neuem Monstertruck - die nehmen einen meist auch umsonst mit. So war es auch. Aber nur 5 Minuten statt etwa 30 Minuten... denn an der naechtsen Kreuzung war "Strassensperre" - hatten einige Demonstranten und Gegner der Provinzenpolitik (wen das interessiert muss leider selbst nachschauen) Baeume und Erde auf die Strasse geschuettet. Jede Menge Polizei war schon da. Policia Nacional (normale Streife), Unfallpolizei und GOE. Grupo Operaciones Especiales. Uff 2 Meter gross, 1 Meter breit in Militaeruniform, gepanzert bis auf die Knochen, Maschinengewehr, grosses Messer und Schlagstock. Nach etwa einer Stunde durften wir dann zu Fuss neben der Strasse passieren. Die Autos natuerlich nicht, d.h. keine Mitfahrgelegenheit... nach einiger Zeit kam dann doch ein PickUp von der anderen Seite, der uns dann sicher und schnell nach Hause gebracht hat. Nur eben fuer den doppelten Preis.

Am naechsten Tag bin ich nachmittags los nach Puerto Quito, habe dort uebernachtet um am naechsten Tag (Freitag) morgens um 4 in den Urwald zu fahren. Also los gings, 3,4 Stunden im Bus mit 8 anderen Deutschen, 7 Ecuas und einem Hollaender in Richtung Norden in die "Ciudad Perdida" (verlorene Stadt). Dort gab es noch Fruehstueck, danach wurde das Pferd und der Mullar (Mischling aus Pferd und Esel) mit unserer Nahrung und den Zelten bepackt und los gings. Unsere Schuhe haben wir in der verlorenen Stadt gelassen, jetzt hiess es also 3 Tage nur in Gummistiefeln. Die Gummistiefel waren aber auch mehr als noetig. Der Schlamm ging sogar teilweise noch bis ueber die Gummistiefel und an die Fuesse. Meine Stiefel waren zudem auch nicht wasserdicht, weil ich Held meine Machete immer wieder gerne auf meinen Gummistiefeln "abgelegt" habe... Fuesse also nass aber egal. Einmal konnte ich mich selbst nicht aus dem Morast befreien, mein Fuss war so tief eingesunken. Naja mit der Hand von Luis gings dann doch wieder. Christian hatte dort einen Stiefel verloren... der Weg war teilweise sehr steil und sehr eng, die Packesel hatten manchmal ihre Probleme und fuer uns war es auch gut anstrengend. Denn es ging immer hoch und wieder runter. Und wieder hoch. Die beste Idee die wir hatten war folgende: fuer jeden 2 Eier mitnehmen. Naja einer hatte den Karton mit den Eiern in der Hand, an unserem "Zeltplatz" (abgeholzte Stelle mitten im Urwald) war dann die Haelfte kaputt. Wir mussten schnell unsere Zelte aufbauen bevor es dunkel war und andere haben zwischenzeitlich gekocht. Wir hatten Spaghetti Bolognese dabei, Reis, Thunfisch, Kaffee und jede Menge Brot. Es gab also lecker Essen am Lagerfeuer und es wurde gequatscht ueber alles moegliche. Am Samstag ging es morgens dann los um Affen, Kakadus und Schlangen zu sehen. Schlangen gab es einige, Affen nicht einen. Dafuer ein paar Voegel und einige haben auch Kakadus gesehen. Ich nicht, aber egal ich hatte vorher schon einen auf unserer Finca gesehen. Spaeter sind wir noch zu einem kleinen Fluss gelaufen, wo wir uns baden konnten. Richtig geil war es da, einfach wunderschoen mitten im Urwald mit all den Pflanzen und dem Fluss.
Am Sonntag haben wir morgens noch kurz einen Wasserfall besucht, bevor wir uns auf den Rueckweg gemacht haben. Auf dem Weg zurueck habe ich mich schon fast aufgeregt, dass Christian, Cristhian und Gregor so schnell vorauslaufen. Bin dann aber doch mit ihnen vorneraus gegangen. Und es hat sich gelohnt. Denn wir haben eine Affenfamilie gesehen. Papi & Mami, Sohnemann und ein kleines Babyfurz. War echt interessant mal so Affen in freier Wildbahn zu sehen - und auch zu hoeren. Die anderen kamen zu spaet um die Affen zu sehen, zwischenzeitlich hatte der Mullar 2x seine Ladung verloren. Fuer mich fehlt also nurnoch der Jaguar, den es hier im Regenwald gibt
Sonntags sind wir dann abends um 22 Uhr in Puerto Quito angekommen, da Lewe Geburstag hatte sind wir noch alle zu ihm gegangen, ich habe mein 2. Abendessen und dazu ein Stueck Kuchen gegessen (herrje viel zu viel fuer mich kleinen Mann) und habe dann dort uebernachtet. Am naechsten Tag wieder um 5 raus um nach Hause zu fahren, kurz zu duschen und was trinken und danach ab in die Schule. Zum Glueck war der Schultag gediegen. Wir haben nur nochmal alle Sachen fuer das Examen wiederholt und die Kinder waren angenehm ruhig.

An meiner Haltestelle La Cadena angekommen - ja, Haltestelle!! - waehrend ich im Urwald rumgegurkt bin, wurden einige Schilder aufgestellt und wir haben unsere Haltestelle. Die Dinger hab ich ja seit Quito nicht mehr gesehen...
Donnerstags im Colegio gab es wieder mal nicht genug Strom fuer unseren Computer, haben wir also Fussball gespielt. Boom! Explosion unten im Dorf. Irgendwas an einem Lastwagen ist explodiert, mir hat wieder jeder etwas anderes erzaehlt. Wayne. 

Am Samstag bin ich mit meiner Schule zu einem Fussballturnier gefahren, zum Recinto 4 de Noviembre. Haben wir wieder gewonnen, ha! Und abends gab es dann am selben Ort noch Fiesta. Ich bin mit 2 anderen auf der Anhaengerkuppel eines lastwagenaehnlichen PickUps mit meinem Bierchen gesessen, auf der Fiesta wurde etwas getanzt, aber eigentlich war es doch wieder mehr langweilig als interessant dort.
Sonntags bin ich mit Dúbal und Sebastián angeln gegangen am Rio Sarazar. Etwa eine Stunde zu Fuss die Huegel hoch und wieder runter, ueber uralte Haengebruecken, durch den Fluss durch bis wir dann unsere Angel ausgepackt haben. Aber irgendwie gab es nicht einen einzigen Fisch. Wir haben es an vielen Stellen versucht. Fehlanzeige. Naja ich habe mich waehrenddessen ins kuehle Nass gewagt, hab mich auf den warmen Steinen trocknen lassen und hab einfach das geile Feeling genossen. Wunderbar!
Am Montag war ich mit der ganzen Familie auf der Finca arbeiten. Dúbal erntet Kakao und Rosita und ich haben gehackt. Zack. Durch die Kakaoschale durch und in den linken Zeigefinger. Au wie viel Blut aus einem Finger kommen kann... mir kam das Bild von Manuel, dem Ehemann der Lehrerin, mit 4 Fingern und mir wurde schlecht. Ich habe gedacht ich haette meinen Finger verloren. Hab ich mich also lieber mal hingelegt. Nassgeschwitzt, Rosita und Sebastián Luft zuwedelnd und die beiden Hunde besorgt rumschnueffelnd bin ich dann aufgestanden. Alles klar. Der Finger war noch dran.
Vor 2 Wochen gab es Freitag abends ein Fest von Experiment. 75 Jahre weltweit und 30 Jahre in Ecuador. Nach der Schule bin ich also losgefahren. Direkt nach der Dusche und 10 Minuten Fussmarsch zur Hauptstrasse war ich total durchnaesst, an diesem Tag war es knalleheiss, einfach nur eklig. Aber jetzt ging es ja dann in Richtung Kaelte nach Quito. Auf die Berge. Dass zwischen Puerto Quito und Quito 2.600 Hoehenmeter liegen, merkt man zwar an der Temperatur schon, aber auf der Busfahrt nicht... es geht zwar viel hoch, aber 2.600 Meter?! Naja was solls, ist so. In Quito bin ich erstmal zu meiner alten Gastfamilie gefahren, habe mich noch schnell frisch gemacht und dann sind wir gemeinsam zum Fest gefahren. Heidenei die Lokalitaet. Und der Service. Jetzt weiss ich auch wo meine 3.650 Euro hin sind... naja fuer das Geld hab ich jede Menge Weisswein getrunken (aus Rhein-Hessen!!), spaeter bin ich noch mit ein paar anderen Zivis in die Disco. Am naechsten Tag wollte ich meinen Flug umbuchen, bin also zum Flughafen gelaufen. Auch interessant, einfach mal so direkt am Flughafen entlang zu laufen. Umbuchen geht nicht am Flughafen, nur im Hauptbuero, das nur MO-FR geoeffnet hat. Kacka. Nunja, bin ich Samstag abends mit Valentin nach Atahualpa gefahren um mal das andere Zivi-Projekt zu sehen. Sieht dort fast so aus wie im Alpenvorland. Atahualpa liegt auf 2.400 Metern, die Stadt ist relativ klein (1.800 Einwohner), aber fast alle Haeuser liegen direkt an der Strasse, also braucht es ein ganzes Weilchen bis man durch das Dorf gelaufen/gefahren ist. Abends sind wir noch auf ein Dorffest gegangen, mir war trotz 2 T-Shirts, einem Pulli, meiner Winterjacke und einer Jacke von Tobi einfach nur scheiss kalt. Bin halt doch die Waerme der Costa gewoehnt. Am Sonntag hat mir Valentin etwas die Gegend gezeigt, was er und die beiden Tobis arbeiten im Reforestations-Projekt. Das wuerde mir glaube ich auch ganz gut gefallen. Spaeter sind wir noch zum Dorfplatz gegangen, dort war ein Tanzcontest. Um 16 Uhr bin ich wieder Richtung Quito gefahren. Vom total ueberfuellten Bus aus habe ich einige Bergminen sehen koennen, dann kam ein ewiger Stau. Wegen eines Unfalls haben wir etwa 1 1/2 Stunden verloren. Montags war ich dann der erste um 9 im DeltaAirlines Buero und das Umbuchen klappte ohne Probleme. Danach hab ich noch nach Hotels geschaut und bin wieder zurueck nach Hause, nach La Cadena, gefahren. Der Bus hat 5 Stunden gebraucht. Fragt mich nicht, wieso der ploetzlich 1 1/2 Stunden laenger braucht als sonst...
An diesem Donnerstag hatte ich morgens um 11 Elternabend im Colegio. Es war auch der Supervisor da, der alles Schlechte ueber das Colegio und den Rektor erzaehlt hat. Damit hat er auch Recht, aber er war einfach ziemlich assi wie und was er da erzaehlt hat und wurde dann von den Eltern zerrupft... hat ewig gedauert die "Sessión", danach musste ich noch zur Escuela zum Elternabend. Hier gab es auch fast nur schlechte Nachrichten der Lehrer: faule Schueler, uninteressierte Eltern etc. Die Benotung in der Escuela ist meiner Meinung nach ok, es gibt viele schlechte Noten. Im Colegio gibt es keine schlechte Noten. Auch wenn einige Schueler ganz bestimmt nicht gut sind, haben alle 15 Punkte von 20 oder mehr.
Eine Woche spaeter (29.11.) habe ich dann mal mein Zimmer sauber gemacht und habe bemerkt, dass wir nicht nur Schaben in der Kueche und im Bad haben, sondern dass auch in meinem Zimmer einiges an Gesocks rumkreucht und-fleucht. Naja was solls, jetzt ists ja zum Glueck wieder sauber. Nachmittags haben wir noch unsere Torros auf eine andere Weide gescheucht und einer von ihnen hat einfach knallhart das Holztor umgerammt mit dem Kopf und ist dann mit aller Kraft durchgebrochen. War ein gutes Geschaeft den wieder auf die Weide zu bringen...

Als Schlusswort ist noch zu sagen, dass es mir hier super gut geht und mir auch meine beiden besten Freunde Fideo und Guineo immer wieder Freude bereiten. Greetz.


Bericht 27. Dezember

Gestern abend bin ich mal wieder nach Quito gefahren. Mit der Busgesellschaft TransEsmeraldas; da der Bus nur in groesseren Doerfern anhaelt und nicht wie alle anderen Busse ueberall an der Strasse Leute aufnehmen und aussteigen lassen und in den groesseren Doerfern enige Minuten stehen bleiben. Zuhause bei meiner "alten" Familie in Quito war Party. Einige aeltere Frauen mit Kaffee und Whiskey, dazu Live-Musik von 3 Gittaristen. Ich musste natuerlich gleich mittrinken und etwas mitfeiern, danach bin ich Richtung Mariscal um dort mit Valli und den beides Tobis Party zu machen. Erst - wie immer - ins Mongo´s um ein paar Cocktails (1.21$) zu trinken, danach zum Shawarma Essen (aehnlich wie Doener, nur besser) und dann kam auch schon meine Tanzparterin angelaufen. Ich konnte mich zwar erst gar nicht an sie erinnern, aber egal. War mal wieder geil zu tanzen. Denn in Puerto Quito geht so gut wie gar nichts mit Party.
Ich bin also wieder mit Valli (und den beiden Tobis) vom anderen Projekt unterwegs und nicht mit den Zivis aus Puerto Quito. Liegt daran, dass ich mit denen irgendwie keine gescheiten Kontakte habe. Mit manchen will ich das auch nicht, waere aber eigentlich schon gut. Naja nicht so wild, die meisten Ausfluege macht man sowieso von Quito aus und dort kann ich mich ja mit Valli treffen.
Mein Colegio kotzt mich derzeit etwas an. Es gibt Tage an denen alles gechillt ist und alles nach Plan laeuft, an anderen Tagen hoert aber wieder keiner zu, die Schueler tun beleidigt und machen absolut nicht mit. In der Escuela dagegen ist es klasse zu arbeiten. Klar die Kinder bauen immer etwas Scheisse aber das geht schon klar so. Gestern habe ich die Schueler 3 Runden (ca. 500 Meter) laufen lassen, danach bin ich gegen Manuel (Ehemann von Lehrerin) angetreten. Manuel ist sehr nett und beliebt bei allen, dennoch haben alle Kinder "profe" oder "titschá" (teacher) gerufen. Einfach schoen wenn man so den Dank erhaelt und macht auch stolz irgendwie
Letztens hatten wir eine Fledermaus in der Schule, aiaiai Geschrei und Chaos. Und bis sich dann wieder alle beruhigt haben... als ich gestern am Brunnen duschen war, sind auch 2 Fledermaeuse aus dem Brunnenloch geflattert. Wehe die Viecher haben in mein Duschwasser geschissen Ich dachte ja nun eigentlich wirklich wir haetten jetzt Winter (=Regenzeit), aber seit 2 Wochen hat es nicht geregnet. Ab und an hat es nachts ganz leicht genieselt aber sonst ist es hier zurzeit furztrocken.
Die Arbeit auf der Finca macht einfach Spass. Kakao hacken ist fuer mich aehnlich wie joggen. Einfach abschalten und ueber alles moegliche nachdenken und traeumen, klasse. Oder auch mit Dúbal zusammen arbeiten, er erzaehlt dann irgendwas oder klaert mich ueber die tausenden von Fruchtsorten auf. Wer denkt es gaebe nur eine Orangensorte - das gilt auch fuer viele andere Fruechte - der liegt einfach katastrophal falsch. Und was es sonst noch fuer Fruechte gibt von denen ich noch nie etwas gehoert habe und unterschiedlichte Sorten von Kakao, Kaffee etc. Einfach wahnsinn, und dann soll man auch noch die Fruechte und Baeume unterscheiden koennen. Also ich kanns nicht. Eines Tages beim Unkraut umsensen hab ich mir eine "Mandarine" geschnappt und froh reingebissen. Waaah what the hell ist das denn? TJa hatte ich eine "Limón Mandarina" erwischt. Sauer und bitter. Und zwar heftig. Fuer einen Bananen"kopf" (ca. 120 Stueck) verdient meine Familie einen Dollar, fuer ein Quintal (55kg) Kakao bekommen wir ca. 82 Dollar. Dazu braucht es aber auch etwa 30 Arbeitsstunden reines ernten, hacken und trocknen. 
Meine Eltern hatten mir einige Dinge aus Deutschland per Post zugeschickt, darunter auch 2 Weihnachtskalender. Einer fuer mich, der andere fuer Sebastian. Meiner ist unter KrabbelAttack und meine Schokoladen haben kleine Loecher, der von Sebastian besteht nicht mehr. Es hat erst ein Weilchen gedauert bis er verstanden hat, dass er jeden Tag ein Tuerchen aufmachen darf. Danach kam Tochter Marilou mit ihren 2 Kindern von Milton zu Besuchund die haben dann den Rest klargemacht. Die Frage von Marilou: Wie zum Teufel isst Sebastian denn die Schokolade? Dort fehlt eines und dort eines. Komisches Zeug. Sebastian war traurig ueber den Raubueberfall seiner Halbgeschwister, aber so ists nun mal. Malditos!
Wenn ich irgend etwas plane, dann haut das nie hin. Ich brauche immer laenger als ich denke und die Zeit rast. 
Naja alles tranquilo, jetzt freue ich mich erstmal voll auf naechsten Sonntag und die naechsten 3 Wochen in denen ich mit meiner Family in Ecuador rumreisen werde.




Bericht 27. Januar

Der Urlaub mit meiner Familie ist rum, der ganz normale Wahnsinn ist wieder da. 
Mit meinen Eltern, Bruder und einer Cousine war ich - nach einigen Problemen mit dem Flieger und dem Gepaeck - zwei Tage in Quito unterwegs. Wir haben uns die Altstadt mit der Plaza Grande, der Bibliothek, der Kathedrale und verschiedenen Ecken angeschaut, waren bei und auf der Basilika und auf dem Panecillo von wo man einen herrlichen Blick auf die Stadt hat. Danach sind wir Richtung Osten in den Oriente gefahren, nach Tena und von dort aus etwas weiter in die Pampa zur Liana Lodge, wo wir drei Naechte verbracht haben. Dort haben wir interessante Urwaldausfluege gemacht, sind auf dem Fluss getubt und haben die Tier-Auffangstation AmaZOOnico besucht. Dort konnten wir Ozelots, Papageien, Kakadus, Schildkroeten, komische Voegel und einen kleinen Jaguar sehen. Das Beste allerdings waren die Affen, die einfach schoen anzusehen sind und die man sogar anfassen konnte und mit einem habe ich etwas gespielt. Sollte man zwar eigentlich nicht machen, damit sie sich nicht noch mehr an den Mensch gewoehnen, aber was solls - ich fands klasse
Um Silvester nicht ganz abgeschottet zu feiern, sind wir am 31.12. wieder zurueck nach Tena (35.000 EW) gefahren, haben dort - schon um 23.30 Uhr - eine kleine Party erlebt und sind dann am naechsten Tag raften gewesen. Das Raften war einfach klasse, ich haette noch gerne ein paar Riesenwellen mitgenommen, aber was solls. Dazu werde ich vielleicht ja noch kommen.
Unsere naechste Station war Riobamba, wor wir uns natuerlich wie immer erstmal etwas die Stadt angeschaut haben. Einen Tag sind wir nach Guamote auf einen grossen Markt gefahren. Dort wurden hunderte von Tieren - vor allem Schweine, Schafe und Huehner - verkauft, Kleider, Obst & Gemuese und fast alles was man sich sonst noch so vorstellen kann. Danach habe ich mit meinem Bruder noch eine Downhill Fahrradtour vom Chimborazo (6300m) gemacht, natuerlich aber nicht von ganz oben... am naechsten Tag haben wir noch die Zugfahrt (einzige Zugverbindung in Ecuador) zur Teufelsnase gemacht. Dafuer dass es in den Fuehrern so angepriesen wird, war es aber Mist. Dann gings weiter nach Cuenca, von dort aus haben wir Ingapirca (Inca-Staette) besucht und haben abends dann Meerschweinchen gegessen. Jetzt wurde es auch Zeit mal an den Strand zu fahren. Fuer uns gings nach Puerto López, wo wir in schoenen Hotels uebernachtet haben. Viele der Leute dort sind Fischer, es gab also jede Menge Meereszeugs zu essen und der Strand war voll mit Pelikanen und grossen Greifvoegeln. Selbstverstaendlich waren wir im Meer und auch im Pool baden. Wir haben einen Ausflug zur Isla de la Plata (Galápagos fuer Arme) gemacht und eben die Zeitund die Gegend genossen. Fuer die letzten zwei Tage sind wir zu mir nach Puerto Quito gefahren. Am ersten Tag haben wir meine Schule besucht und haben unsere Finca besichtigt, am zweiten Tag sind wir zur Laguna Azul gefahren, ein wunderschoener Wasserfall mit Fluss - perfekt zum Baden. 
All die Zeit war wunderschoenes Wetter, wir hatten echt grosses Glueck, doch die letzten zwei Tage in Puerto Quito hat es nurnoch geregnet. Mal stark, mal schwach, aber immer.
Zurueck "daheim"
Mir wurde bestaetigt, was mir meine Cousine schon waehrend des Urlaubs erzaehlt hat. Ich rede und lache nachts. Scheisse irgendwie - aber immerhin rede ich auf Spanisch... die Schule hat ruhig begonnen, viel war ja auch nicht mehr zu tun. Die Englischexamen gingen in der Schule wie immer schlecht aus, im Colegio jedoch erstaunlich gut. Die Grundschule hat schon Ferien, zum Colegio muss ich noch diese Woche gehen - dann ist das Schuljahr zuende und die Siebt- bzw. Zehntklaessler werden entlassen.
Es regnet immernoch wie nicht gescheit. Wenn es mal trocken ist, dann morgens und mittags, wenn es nicht durchregnet, dann faengt es spaetestens um 17 Uhr nachmittags an und geht bis morgens. Die Fluesse sind alle uebervoll und reissen wie verrueckt, es bilden sich neue kleine Fluesschen und alles ist matschig. Sobald ich das Haus verlasse, muss ich aufpassen dass ich nicht gleich ausrutsche und voll in den Schlamm falle. Ueberall kleine Pfuetzen, groessere Seen oder kleine Baechlein. Der Schulsportplatz steht zur Haelfte unter Wasser und ich kann endlich lange duschen und nach jedem Pinkeln die Klospuelung benutzen, da wir ja nun wirklich gerade genug Wasser haben.
Mittwochs ist jetzt unser Tag, an dem wir in Puerto Quito das Fussballturnier Ecuador gegen Deutschland austragen. Also einige Ecuas gegen uns Zivis. Letzten Mittwoch hat es geschuettet ohne Ende, der Platz war ein einziger grosser See mit ein paar wenigen Inseln, das Spiel konnte man nicht wirklich Fussball nennen aber was solls. Der Spass war da - nur danach war es etwas eklig mit dem nass-dreckigen Zeugs wieder nach Hause zu fahren.
Meine nasse Kleidung habe ich dann gleich draussen liegen lassen, meine Gastmutter hat sie mir dann am naechsten Tag freundlicherweise gleich gewaschen und aufgehaengt. Der Platz unter dem Dach war allerdings voll, also nach draussen. Bin ja mal gespannt wann das Zeug trocken ist. Wenn es dort haengen bleibt, kann es ja noch Monate dauern...
Mit dem Regen kamen natuerlich auch die Moskitos. Es ist kaum auszuhalten bei gutem Wetter (bei Regen sterben die anscheinend) in kurzer Hose oder oben ohne rumzurennen. Gearbeitet wird ja sowieso mit langem bis oben geschlossenem Hemd, langer Hose und Gummistiefeln. In den letzten zwei Tagen habe ich fuer unser Reforestations-Projekt 300 Sproesslinge des Fernansanchez Urwaldbaumes eingetuetet, um sie dann spaeter einzupflanzen.
Gestern haben wir ein wildgewordenes Rind verkauft, das andere kleine Rinder angegriffen hat und einmal ausgebrochen war. Wir waren fuenf Maenner und mussten uns echt anstrengen und auf uns aufpassen, um dieses Vieh in einen PickUp zu bringen. Am Ende war das Tier total fertig, hat von den Peitschenhieben geblutet und wird in diesem Moment wohl irgendwo verteilt in einer Metzgerei haengen. Das Rind ging, der Papagei kam. Die Tochter Fanny von meinen Gasteltern hat uns einen Papagei als Haustier mitgebracht. Der laeuft frei im Haus rum, ist wunderschoen und suess anzuschauen, stinkt jedoch etwas. Laut Fanny kann der Papagei noch fliegen, aber ob das stimmt weiss ich noch nicht. Neben dem Papagei, den tausenden von Moskitos haben wir natuerlich noch unsere normalen Mitbewohner namens Ameisen, Kakerlaken, Vichos und jetzt auch wieder Froesche. Auch eine kleine Vogelart fliegt ab und zu kurz durch unser Haus. Wozu weiss ich aber auch noch nicht. Frueher hatten wir etwa 35 Huehner, doch als ich mit meiner Familie auf Reisen war, kam irgendwie die Pest, jetzt sind es nurnoch etwa sechs Huehner. Wir haben den Huehnerstall abgebrannt, noch die letzten totkranken Huehner geschnappt, schnell den Hals umgedreht und ab ins Feuer geworfen. Sieht hart aus, da die Huehner auch noch im Feuer ihre Reflexe haben und wie lebendig aussehen.
Am Mittwoch habe ich noch der Lehrerin der Grundschule beim Papierkram geholfen. Grosser Gott wer braucht das alles und wofuer? Zurueck gefahren bin ich dann mit Winnie auf seinem Motorrad, einem 13-jaehrigen Kumpel aus dem Dorf. Er faehrt normalerweise mit dem Motorrad durch die Strassen und verkauft Fisch und kann nicht wirklich mit dem grossen Motorrad umgehen, aber was solls. Drauf. Heizzt der kleine halt volle Kanne durch den Matsch und die Schotterstrasse.. gutes Training fuer zuhause in Deutschland, wenn mich Odin mal wieder mitnehmen will....





Bericht 10. Februar

Letztes Wochenende bin ich freitags nach Quito gefahren um dort Informationen zu sammeln ueber Studiengaenge etc. und um Party zu machen. Freitags nachts nach der Disco wurde ich dann von drei Maennern ueberfallen. Dabei gingen etwa 12 Dollar drauf sowie mein Handy (45 Dollar + all die Nummern). Meinen Ausweis haben sie mir gottseidank gelassen. Sonntag morgens wollte ich eigentlich nach Ambato fahren, aber bin dann doch nach Hause gefahren. Die Busse waren - wegen des Karnevals und der freien Tage - schon tagelang vorher ausgebucht, ich bin also bis zum Mitad del Mundo gefahren um dann dort per Anhalter weiter zu fahren. Ewig hat mich keiner mitgenommen, nach etwa einer Stunde dann ein junges Paar, die mich direkt bis La Abundancia gefahren haben. Laute gute Musik in allen Geschmacksrichtungen und gequatscht in der alten Schrottkarre. Letztendlich - trotz der Stunde warten - genauso schnell wie der Bus.
Derzeit fahre ich fast nurnoch per Anhalter. Es geht einfach schneller und ist teilweise kostenlos. Zudem sind sonntags die Busse sowieso total ueberfuellt und nehmen mich nicht mehr mit. Denn Sonntag ist Markt- 6 Einkaufstag und da kommen alle Leute aus den entfernten Doerfern zur Hauptstrasse, um dann in den Staedten gross einzukaufen. Meine Familie macht das genauso.
Am Faschingsmontag war ich morgens noch nach La Concordia gefahren, um mir ein neues Handy zu kaufen und zudem Wasserbomben und Farbe. Dort wurde ich schon total nassgespritzt und mit Schaum besprueht. Zurueck daheim war Besuch da und es gab ein leckeres Essen, danach wurde noch Schnaps gesoffen und ich habe meine Wasserbomben gefuellt. Losgezogen bin ich dann mit einer Sporttasche voll mit den Wasserbomben. Einige sind auf dem Weg zerplatzt, viele andere wurden auf die Leute auf den Camionetas (PickUps) geworfen. Angekommen in La Abundancia wurde ich erstmal freundlich begruesst von meinen Schuelern, Lehrern und allen anderen Bekannten. Mit Bier (zum Trinken sowie zum begiessen), mit Eimern voll Wasser und eingeseift mit Farbe. Naja egal, ab in den Fluss sauber machen. Mit allem, Hose, Hemd und Schuhen. Sauber blieb man jedoch nicht lange. Immer wieder zwischen tanzen, quatschen und saufen gings dann wieder in den Fluss. Eine geile Karnevalsfeier. Dienstags bin ich dann nach Puerto Quito gefahren, dort waren tausende von Menschen, aber irgendwie war absolut keine Stimmung. Ich bin wieder nach La Abundancia gefahren, es hat aber geschuettet wie verrueckt und heute war es scheiss kalt. Schade, trotzdem der eindeutig geilste Karneval!
Das Wetter hat sich leicht gebessert, es regnet jetzt hauptsaechlich nurnoch ab nachmittags bis morgens. Vormittags kommt meist die Sonne raus, dann zieht es zu und beginnt irgendwann zu regnen. Moskitos gibt es jede Menge, jetzt habe auch ich eingesehen, dass Detan/Autan zumindest etwas hilft. Total verstochen bin ich aber trotzdem. Dafuer gibt es wenigstens kaum mehr Zecken.
Der Weg am Haus vorbei wurde die letzten Tage "prepariert" mit Lastwagen voll Schlamm mit ein paar Steinchen, organisiert vom Kantonsrathaus Puerto Quito. Ich wuerde sagen - nein ich sage.. und alle anderen auch - jetzt ist es noch schlimmer. Riesige Loecher und Spurenrillen, dazu alles matschig und eklig. Zu Fuss muss man verdammt aufpassen wenn man einigermassen sauber bleiben will, Motorraeder und Lastwagen fahren viel langsamer durch den Matsch.
Meine neue Handynummer: 00593-094655395

Bericht 15. Februar

Ya viene el Kurzbericht... inzwischen weiss ich was das Beste an meinem Aufenthalt hier ist. Den Tag lang hart arbeiten und dann nachmittags losjoggen, die Kiddies mitschleifen und sie gut zum Schnaufen bringen, danach noch auf dem Schulplatz kicken. Es kommen immer mehr Leute. Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene und spielen mit. Dabei ist es scheiss egal, ob es noch heiss ist, ob es angenehm ist oder ob es regnet ohne Ende und der Sportplatz nurnoch eine riesige Pfuetze ist. Es ist nicht einzuschaetzen wohin der Ball rollt oder ob er doch gleich in der Pfuetze stecken bleibt und dann alle vorbei rennen. Dann kommt der Tumult, alle graetschen rein, manche rutschen auch nur aus und irgendwann gibts ein gooooool. Das geht dann solange bis der Ball nicht mehr zu sehen ist, wenn ich daheim ankomme ist das Essen schon (fast) fertig. Mampf.
Die letzten zwei Wochen habe ich jede Menge Ueberstunden gesammelt. Jeden Tag etwa von 8.30 bis 18 Uhr, dazu auch an Wochenenden und an Karneval ein bisschen gearbeitet. Ich bin wieder per Anhalter gefahren. Marco, ein Fahrzeugpruefer der jeden Tag 10-12 Stunden in Autos, Lastwagen und Bussen verschiedener Marken im In- und Ausland rumcruist. Er hat auch mal in den USA gelebt, ist dann aber wieder zurueck nach Ecuador gezogen, da seine Frau die Visa nicht bekommen hat. Schon wieder einer, der mal in den USA gelebt hat. Grosser Gott. Meine Gastfamilie in Quito wohnt zur Haelfte in Miami, ein Typ aus meinem Recinto hat frueher fuer 9 Jahre in New York gelebt, ein Taxifahrer hatte dort mal sein Glueck versucht und jetzt schon wieder einer. UNd ich glaube ich habe noch ein oder zwei vergessen.
Morgens gibt es etwa um 7.30 Uhr Fruehstueck, meistens verziehen sich dann die letzten Wolken und es kommt die Sonne raus. Bis nachmittags bleibt die Sonne relativ bestaendig da, dann faengt es an zu regnen. Bis zum naechsten Morgen. Manchmal regnet es leicht, manchmal schuettet es aus allen Kuebeln wie diese Woche an drei Tagen. Die Fluesse sind also noch ein bisschen mehr angestiegen, bei uns hat es grosse Flaechen einer Maisplantage ueber- und zum Teil weggeschwemmt. Als ich alleine Joggen gegangen bin, war nach 20 Mi

 
 
   
 
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